Algerien - 2017

Jahr:
2017
Land:
Algerien
Universität:
Köln

Das Wichtigste auf einen Blick - Infos zu Algerien

1. In welchem Land hast Du famuliert? Name und Kontaktdaten der Organisation?
Ort: Algerien, saharauisches Flüchtlingscamp im Südwesten Algeriens
Organisation und Kontakt:
Dental Volunteers e.V.
info@dental-volunteers.com
+49-8022-24788
Georg-Hirth-Str. 61
83700 Rottach-Egern
Ansprechpartner für das Projekt in Algerien:
NGO ZEOK e. V. in Leipzig

2. Wie lange haben Deine Vorbereitungen in Anspruch genommen?
Die Famulanten benötigten sechs Monate Vorbereitungszeit.

3. Wird ein Visum benötigt? Wenn ja, wie teuer?
Ja. Dieses war aber kostenfrei. Die weitere Organisation (Flug, Visum, Unterkunft) wurde für die Famulanten von ZEOK e. V. übernommen.

4. Probleme mit Spenden und dem Zoll/der Fluggesellschaft? Tipps?
Hier gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Vielleicht bereist ihr vorher/nacher auch noch andere Länder.
Die Famulanten hatten mit der Fluggesellschaft Air Algerie keine Probleme.
In jedem Fall vorher bei der Fluggeselllschaft nachfragen.

5. Welche Sprache(n) sind ein Muss? Gab es Übersetzer vor Ort?
Spanisch ist ein Muss! Französisch oder Englisch konnte keiner vor Ort sprechen.

6. Was waren deine Aufgaben in dem Projekt?
Eigenständige zahnärztliche Untersuchung und Behandlung sowie Prophylaxe an Schulen.

7. Wie viel Geld hast Du für welche Dinge ausgegeben (kurze Kostenübersicht)?
Flug 447€ minus DAAD Zuschuss 238€ = 209€.
Unterkunft und Verpflegung in Gastfamilie inkl. Flughafentransfer 200€.
Eine große Flasche Wasser 1,5 L kostet 5.000 IDR (entspricht ca. 0,30 €).

8. Generelle Tipps für zukünftige Bewerber?
Es sollte mindestens einer von euch Spanisch sprechen können. Die Sicherheitslage ist völlig unbedenklich.

Zum Abschluss…
"Zusammenfassend können wir sagen, dass die Famulatur in Algerien sehr gut gefallen hat. Es war eine tolle Erfahrung, die uns in jeder Hinsicht weitergebracht hat. Auch die Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Saharauis hat uns sehr berührt"

Von: Fanny Gerber und Simon Sonnenschein (Uni Köln)
Organisation: Dental Volunteers e.V.
Zeitraum: 24.02.17 – 26.03.17

 

Für uns beide stand schon lange fest, dass wir eine Auslandsfamulatur machen wollten. Auf der Suche nach einem passenden Projekt haben wir mit dem Verein Dental Volunteers Kontakt aufgenommen.

Es wurden dringend Zahnis für ein neues Projekt in saharauischen Flüchtlingscamps im Südwesten Algeriens gesucht. Da wir die ersten Zahnis vor Ort sein würden, gab es noch keinerlei Erfahrungsberichte.

Nachdem wir uns für das Projekt entschieden hatten, bekamen wir von Dental Volunteers den Kontakt zur NGO ZEOK e.V. in Leipzig, die regelmäßig Sprachreisen für Studenten in die Flüchtlingscamps organisieren.

Die weitere Organisation (Flug, Visum, Unterkunft) wurde für uns von ZEOK e.V. übernommen.

Algerien

Nach dem achten Semester sollte es dann losgehen. Im Vorfeld schrieben wir einige Firmen mit der Bitte um Spenden an. Die aktuelle Reisewarnung des Auswärtigen Amts für Algerien haben wir uns auch durchgelesen. Unsere Bedenken konnten aber schnell aus dem Weg geräumt werden. Von der Reisewarnung sollte man sich auf keinen Fall abschrecken lassen, denn das Lager gilt als sicherer Ort.

Rückblickend lässt sich sagen, dass wir uns zu keinem Zeitpunkt in irgendeiner Form unsicher gefühlt haben.

Am 24. Februar 2017 war es dann soweit. Wir flogen gemeinsam mit Mohamed Badati, dem Verantwortlichen von ZEOK e.V., von Frankfurt nach Algier, hatten dort sechs Stunden Aufenthalt und nahmen dann einen Inlandflug nach Tindouf. Von dort wurden wir vom Chefarzt des Krankenhauses im Flüchtlingslager El Aaiún abgeholt und zur Gastfamilie gebracht.

Nach einem Tag Erholung trafen wir uns im Krankenhaus mit Mohamed, dem Chefarzt und dem dort ansässigen Zahnarzt um die Planung unserer Famulatur vorzunehmen.

Im Krankenhaus gibt es einen Zahnarztstuhl, an dem wir drei Vormittage pro Woche gemeinsam mit dem Zahnarzt behandeln konnten. Da es nur begrenzt Strom vom Dieselgenerator gab, war nachmittags leider keine Behandlung möglich. An den anderen 3 Vormittagen der Woche fuhren wir in Sanitätshäuser der Viertel, um dort Patienten zu untersuchen und für die Behandlung im Krankenhaus am Folgetag einzubestellen.

Im Allgemeinen ist der Zahnstatus und die Mundhygiene desolat, da die Ernährung sehr kohlenhydratreich und einseitig ist, die Menschen keine Zahnbürsten besitzen und über kein Wissen zur Mundgesundheit verfügen. Zudem konsumieren die Menschen zuckerhaltige Speisen und Getränke mit einer sehr hohen Frequenz. Dadurch ergeben sich insbesondere ausgeprägte Krankheitsbilder von Gingivitis, Karies und Parodontitis. Durch kariesbedingten frühzeitigen Seitenzahnverlust kommt es immer wieder zu Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts.

Zahnarzteinheit in Algerien

Darüber hinaus leiden die meisten Menschen unter starken Formen der Fluorose, die auf die Trinkwasser-Fluoridierung in der Vergangenheit zurückzuführen ist, mit der Folge von Schmelzdysplasien und Hypersensibilitäten.

Daraus ergibt sich ein enormer Behandlungsbedarf in der Bevölkerung, der vom ansässigen Zahnarzt nicht gedeckt werden kann (1 Zahnarzt pro 40.000 Einwohner).

Aufgrund der mangelhaften und stark eingeschränkten Ausstattung beschränkt sich die mögliche zahnärztliche Therapie auf Füllungen und Extraktionen.

Um die Probleme ursächlich zu bekämpfen, erkannten wir schnell, dass die Prophylaxe, besonders bei Kindern, essentiell ist. Dafür bekamen wir dann Material in Form von Zahnbürsten und Zahnpasten zur Verfügung gestellt. In einer Schule untersuchten wir an einem Vormittag ca. 100 Kinder, verteilten dort Zahnbürsten und bestellten einige zur Behandlung ein.

Während der zahnärztlichen Behandlung hatten wir freie Hand und holten den Zahnarzt nur dazu, wenn wir nicht weiterkamen oder Probleme mit der Kommunikation hatten. Dadurch haben wir eine Menge Behandlungserfahrung sammeln und einer großen Anzahl von Saharauis helfen können.

Die Behandlung stellte aber eine große Herausforderung dar, da die Behandlungseinheit unzureichend funktionierte und ausgestattet war. Zum Beispiel gibt es nur eine Turbine mit schlechter Wasserkühlung, kein blaues Winkelstück und einen schlechten Sauger. Exkavieren musste man mit einem stumpfen Handinstrument, Trockenhaltung war sehr schwierig, Ausarbeiten von Füllungen kaum möglich. Es sind keine Röntgen-Geräte vorhanden, was die Diagnostik erschwerte.

Algerien

Nach der Arbeit aßen wir im Kreis der Familie zu Mittag und hatten den anschließenden Nachmittag frei. Wir konnten allerdings nicht viel unternehmen, da es im Flüchtlingslager keinerlei Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung gibt. Wir würden daher raten viel Lesematerial oder andere Beschäftigungsmöglichkeiten mitzubringen.

Zusammenfassend können wir sagen, dass die Famulatur in Algerien sehr gut gefallen hat. Es war eine tolle Erfahrung, die uns in jeder Hinsicht weitergebracht hat. Auch die Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Saharauis hat uns sehr berührt. Es würde uns sehr freuen, wenn das Projekt auch in Zukunft weitergeführt wird, denn es wird dringend zahnmedizinische Versorgung benötigt und die Saharauis sind auf internationale Hilfe angewiesen.

 

Bei Fragen zu dieser Famulatur meldet euch gern unter: simon.sonnenschein@outlook.com

 

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