Jahr:
2022
Land:
Gambia
Universität:
Mainz

2022: Gambia

Famulatur Bericht Gambia 15.09.-15.10.2022
Naomi, Janine, Daniel, Akram

Universität: Mainz

Wir sind Naomi, Janine, Daniel und Akram (Zahnmedizinstudent:innen aus Mainz), die zusammen über das Remis Health Centre Köln Darsilami in the Gambia e.V. eine 4 wöchige Famulatur in Gambia angetreten sind.


Mit der Famulatur ging für uns alle ein Wunsch in Erfüllung und wir sind sehr dankbar, dass wir eine neue Kultur, die Lebensart und die zahnmedizinische Versorgung in Gambia kennen lernen durften. Unserer Meinung nach sollte man folgendermaßen vorgehen, wenn man eine Auslandsfamulatur machen möchte: Erst einmal sucht man sich ein Land und eine Organisation zum Beispiel über Erfahrungsberichte oder eigene Interessen. Danach setzt man sich mit der Organisation in Verbindung und im besten Fall geht dann alles ganz einfach. Unsere Erfahrungen mit der Organisation Remis Health Centre e.V. waren durchweg positiv. Schon der erste telefonische Kontakt mit Gundi, die schnell die Koordination übernahm, war sehr freundlich. Sie organisierte eine Teams Sitzung mit Wolfgang und Margarete, dem Vorstand, die auch sehr inspirierend und freundlich gewesen ist.

Nach unserer Zusage hatten wir überwiegend mit Wolfgang Kontakt. Er ist mehrmals im Jahr selbst vor Ort in Gambia und weiß daher genau was es zu beachten gilt. Er erinnerte uns an Impfungen, Medikamente, sprach Empfehlungen für Flüge und durch seine Hilfe und Vermittlung mit dem Personal Vorort wussten wir auch, welche Spenden benötigt wurden. Jede unserer Fragen wurde schnell beantwortet und Wolfgang war immer sehr nett und hilfsbereit. Er sendete uns sogar Bilder vom Health Centre, unserer Unterkunft und unseren Kontaktpersonen. Daher waren wir zwar aufgeregt als es nach Gambia ging, aber wussten schon ungefähr was auf uns zu kommt.

Etwa 8 Wochen vor Antritt unseres Abenteuers haben wir verschiedene Firmen angefragt ob sie uns mit Spenden unterstützen wollen. Wir hatten eine Materialienliste vom Health Centre in Darsilami erhalten und konnten so gezielt die benötigten Materialien anfragen. Von 7-Days erhielten wir Arbeitskleidung, Henry Schein hat uns sehr großzügig mit Verbrauchs-materialien ausgestattet (Watterollen, Tupfer, Komposite, Ätzgel…). Kanidenta hat uns mit Desinfektionsmittel und Handschuhen sowie Einmalzahnbürsten versorgt. Die Firma GSK hat uns außerdem Zahnpasta und Zahnbürsten für Kinder bereit gestellt. An dieser Stelle danken wir den Firmen für die großzügigen Spenden.

In Gambia angekommen hat uns Kebba vom Flughafen abgeholt und war von dort an rund um die Uhr sehr bemüht um uns - seine “Strangers”. Es steht ein Auto zur Verfügung, welches von uns und Kebba auch täglich genutzt wurde. Neben der Arbeit war nämlich auch viel Platz für Freizeit.

Unsere Arbeitszeiten waren Montag bis Freitag 9:00 – 14:00 Uhr. Das Arbeiten war zwar sehr entspannt aber auf Grund der Hitze waren wir am Ende das Arbeitstages ziemlich geschafft und mussten fast täglich einen Mittagsschlaf halten. Unsere Aufgabe bestand hauptsächlich aus der Behandlung von Patienten in der zahnmedizinischen Abteilung des Health Centres. Von Dave, dem Dentisten vor Ort, wurden wir in unsere Aufgaben eingewiesen und er stellte uns Anna und Sona vor. Die beiden sind seine Assistentinnen. Anna arbeitet allerdings sehr eigenständig und bekam wirklich jeden Zahn, an dem wir scheiterten, extrahiert. Von Anna und Sona haben wir dann auch schnell ein paar Worte in Mandinka (der Landessprache) gelernt, die uns bei der Behandlung sehr nützlich waren. Zwar spricht ein Großteil der Gambier sehr gutes Englisch, aber sie haben sich immer sehr gefreut, wenn wir sie auf ihrer Landessprache angesprochen haben.

Da die Patienten in Gambia erst zur Behandlung erscheinen, wenn sie Schmerzen haben, (teilweise erzählten sie uns, dass sie schon mehrere Monate Schmerzen haben) bleibt oft als einzige Behandlungsmöglichkeit die Extraktion des Zahnes. So haben wir in den 4 Wochen etwa 500 Zähne gezogen. Allerdings konnten wir auch einige Füllungen legen. Dies stellte sich zwar teilweise als schwierig heraus, weil es weder eine Wasserkühlung am Winkelstück gab, noch eine Absaugung. So musste immer eine/r von uns mit einer Spülkanüle für Wasserkühlung sorgen. Die Gambier stehen konservierenden Behandlungen jedoch eher skeptisch gegenüber, weshalb wir teilweise etwas Überzeugung und vor allem Aufklärungsarbeit leisten mussten. Was das Arbeiten zusätzlich erschwerte war der fast tägliche Stromausfall. So mussten wir improvisieren und uns mit unseren Handy Taschenlampen aushelfen.

Zusätzlich zu unserer Arbeit im Health Centre haben wir an einem Vormittag die Primary School in Darsilami besucht und an einem andern Vormittag statteten wir dem Kindergarten in Marakissa einen Besuch ab. Dort haben wir mit den Kindern eine Gruppenprophylaxe durchgeführt. Wir verteilten Zahnbürsten und Zahnpasta und übten gemeinsam mit den Schülern das Zähneputzen. Außerdem klärten wir sie über das richtige Putzverhalten auf.

Vor Ort waren wir im Gästebereich des Health Centre untergebracht. Dieser verfügt über 3 Schlafzimmer, einen Gemeinschaftsraum, der als Wohn- und Esszimmer genutzt wird, eine Küche und zwei Bäder. Außerdem gibt es einen sehr schönen Garten mit Terrasse, auf der wir jeden Morgen gefrühstückt haben. Diesen Bereich hatten wir für uns alleine und es hat uns an nichts gefehlt. Über den Betten befanden sich Moskitonetze und natürlich durften bei schwül-heißen Temperaturen die Ventilatoren nicht fehlen Wir wurden jeden Tag von Sally bekocht. Unsere Lieblingsgerichte waren „Domoda“(Reis mit Erdnusssoße) und „Benachin“ (Reis mit Bohnen).

Wenn wir die Reise nach Gambia kurz beschreiben müssten, würden aufschlussreich, bereichernd und abenteuerlich am meisten zutreffen. Wir haben die Famulatur sehr genossen und sie wird uns für immer in Erinnerung bleiben. Es war eine einmalige und einzigartige Erfahrung und wir sind zu vielen schönen Erkenntnissen gelangt. Jedoch haben wir auch einen ganz anderen Teil der Welt kennen gelernt, den wir jetzt erst so richtig begriffen haben.

Eigentlich ist der beste Hinweis für eine erfolgreiche Famulatur, die Antwort auf die Frage, ob wir sie nochmal antreten würden. Kurze Antwort: „Ja!“ Wir haben viele neue offene, freundliche hilfsbereite Menschen kennengelernt. Natürlich ist man als Toubab (Weißer) ein Exot und fällt sofort auf. Diese Tatsache finden vor allem die Kinder sehr interessant, die mit lautem „Toubab“ - Rufen auf uns zu gerannt kamen und unsere weiße Haut genau betrachten wollten.

Wir haben gelernt, dass das zahnmedizinische Potenzial nicht nur von Ressourcen sondern auch von kulturellen Unterschieden abhängig ist. Wie wenig man eigentlich für das Leben benötigt, haben wir definitiv dort erfahren dürfen und wir denken gerne an unsere 4 Wochen bescheidenes Leben in Gambia zurück. Obwohl es eine sehr gute Sache ist, sich für Hilfsprojekte und Freiwilligenarbeit zu entscheiden, haben wir gelernt, dass nicht alle Probleme unverzüglich gelöst werden können. Letztendlich bleibt nur die Hoffnung, dass kleine Schritte auch einen Unterschied machen und auf lange Sicht zum Ziel führen.

Im Nachhinein hoffen wir jedoch, ein Stück der Geduld und gambischen Gelassenheit mit in unseren deutschen stressigen Alltag integrieren zu können.

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