Jahr:
2022
Land:
Ghana
Universität:
Münster

2022:Ghana

Bericht über einen Hilfseinsatz in Ghana im August 2022
Hediyeh Daneshpour, Alicia Sitte, Philipp König, Justus Lampe
Universität Münster

Akwaaba und viel Spaß beim Lesen unseres Erfahrungsberichts über fünf abenteuerliche
Wochen in Ghana!

Schon lange hatten wir mit dem Gedanken gespielt, in einem Hilfsprojekt zahnärztliche Hilfe für Menschen ohne Zugang zu zahnmedizinischer Versorgung zu leisten. Nach Kontaktaufnahme mit Frau Dr. Wagner, die den Verein „Dental Volunteers e.V.“ schon seit vielen Jahren mit großem Engagement leitet, entschieden wir uns für das Land Ghana im
Herzen Westafrikas, umgeben von der Elfenbeinküste, Togo und Burkina Faso. Trotz einer aufstrebenden Wirtschaft ist dieses afrikanische Land nach wie vor, besonders in den
nördlichen Regionen, stark von Armut betroffen.

Bevor es jedoch losgehen konnte, mussten einige organisatorische Dinge, wie die Beantragung der Visa, Reiseimpfungen, Malariaprophylaxe etc. erledigt werden. Die
Fluggesellschaft KLM bietet Direktflüge (ca. 7 Stunden) von Amsterdam nach Accra an und ist sehr zu empfehlen. Der Verein Dental Volunteers hat auch in Ghana eine dentale Grundausrüstung deponiert, die wir mit vielen weiteren Spenden von Dentalfirmen mit den nötigen Materialien sowie Arbeitskleidung ausbauen und auf den neuesten Stand bringen konnten.

Mit großer Vorfreude landeten wir dann Ende Juli 2022 in der Hauptstadt Accra, welche sich im Süden des Landes befindet. Nach einem kurzen Aufenthalt, den wir nutzten, um Geld zu wechseln und SIMKarten zu kaufen, flogen wir per Inlandsflug weiter in den Norden nach Tamale. Der Fahrer des SOS-Kinderdorfes brachte uns zu einem herzlichen Empfang in das SOSKinderdorf, wo wir die erste Woche unseres Hilfsprojektes verbrachten.

Zu Beginn führten wir Screenings (Voruntersuchungen) für alle Kinder durch, um zunächst nach Behandlungsbedarf herauszufiltern. Anschließend folgten die Behandlungen, zu denen
vor allem Zahnreinigungen, Füllungstherapien und Extraktionen gehörten. Nicht selten bekamen wir bei sehr jungen Patienten bereits desolate Gebisssituationen zu Gesicht. Nach Abschluss der Behandlungen bei den Kindern haben wir auch die Angestellten des Kinderdorfes behandelt. Große Aufmerksamkeit erzielten wir mit einem Vortrag über Zahnpflege mit umfangreicher gemeinsamer Zahnputzdemonstration für die Kinder. Unser Lohn waren dankbare und strahlende Kinderaugen!

Jeden Tag genossen wir im SOS-Kinderdorf hervorragendes Essen, das uns von der Köchin frisch zubereitet wurde. Innerhalb kurzer Zeit konnten wir uns somit durch die Vielfalt der
ghanaischen Küche schlemmen, von Fufu bis hin zu Red Red. Nach 9 arbeitsreichen Tagen in Tamale war unser nächstes Ziel die Diözese Yendi (ca. 1,5 Stunden östlich von Tamale). Dort waren wir für mehr als eine Woche lang die Gäste des Bischofs Vincent. Jeden Morgen wurde unser Equipment auf die Ladefläche des Pick-ups geladen, um ein neues Ziel zu erreichen.

Wir begannen unsere Behandlungen im Dorf Bachabordo, wo vor allem Kinder zu unseren Patienten zählten. Auffällig war eine Vielzahl an Strukturstörungen. Kariöse Läsionen waren hier
insgesamt nur selten zu beobachten, was wir uns durch den erschwerten Zugang zu zuckerhaltigen Konsumgütern in den nördlichen Regionen Ghanas erklärten. Zufrieden, aber auch
müde, verließen wir Bachabordo nach zwei ereignisreichen Tagen mit einem lebendigen Huhn und 10 Eiern als Geschenk im Kofferraum.

Am nächsten Tag ging es weiter nach Gnani. In Ghana besteht der Glaube an Hexerei und übernatürliche Kräfte, dem vor allem ältere Menschen zum Opfer fallen. Ist man einmal der
Hexerei bezichtigt, führt meistens kein Weg mehr daran vorbei, sein Leben lang im Exil zu leben. Gnani ist eines der drei sogenannten „Witch Camps“ im Norden, in denen sich diese
Menschen in Communities zusammenfinden, um in Frieden leben zu können. Wie man sich sehr gut vorstellen kann, ist die medizinische Versorgung hier sehr schlecht. Wir verbrachten
dort somit zwei sehr intensive Tage. Aufgrund der sehr schlechten Mundhygiene und stark fortgeschrittenen PA-Erkrankungen, standen in vielen Fällen primär Extraktionen auf unserer Behandlungsliste. Wir verteilten zudem großzügig Zahnbürsten und Zahnpasta, da viele der Patienten bislang keine besaßen.

Unsere nächsten zwei Ziele unter der Koordination des Bischofs waren Tatale und Chamba. In Tatale lernten wir einen netten Arzt kennen, der eine lokale Klinik leitet und zugleich der
einzige Arzt vor Ort ist. Bei einem abendlichen Bier und leckerem Essen erzählte er uns viel über das Leben und das Gesundheitssystem in Ghana. Insgesamt war auch in diesen beiden
Ortschaften der Bedarf an zahnmedizinischen Behandlungen sehr groß, sodass 12-stündige Arbeitstage keine Ausnahme darstellten. Aufgrund des großen Andrangs war es somit leider
nicht immer möglich, alle wartenden Menschen zu versorgen. Erschöpft, aber auch glücklich verließen wir nach 5 anstrengenden Tagen Chamba in Richtung Yendi, wo wir noch einen Tag lang die Priester, Schwestern und Angestellten der Diözese behandelten.

Mitte August ging es dann im Bus zunächst weiter nach Kumasi und anschließend nach Tema in die jeweiligen SOS-Kinderdörfer. In Tema blieben wir bis zum Ende unserer Reise. Da im
August Schulferien in Ghana sind, waren in den SOS-Kinderdörfern im Vergleich zu Tamale nur wenige Kinder anwesend. Wir setzten somit unseren Schwerpunkt auf die Communities,
in denen Familien aus sozial benachteiligten Verhältnissen unterstützt und betreut werden („Family Strengthening Program“). Der Patientenandrang war hier ebenfalls sehr groß und jeder Tag sehr lang!

Auch die Freizeit durfte zwischen den anstrengenden Arbeitsintervallen nicht fehlen. In Tamale besuchten wir an einem Tag den Mole-Nationalpark, um Elefanten in
freier Wildbahn zu bestaunen. Zwischen den Aufenthalten in Kumasi und Accra verbrachten wir ein paar Tage an der Küste Ghanas, wo wir im Ko-Sa Beach Resort
entspannen konnten, den Kakum-Baumwipfelpfad bestiegen und die Sklavenburg in Elmina sowie das Cape Coast Castle besichtigten, um etwas über die düstere Vergangenheit der
Sklavenzeit in Ghana zu erfahren.

Insgesamt können wir sagen, dass wir auf fünf Wochen voller schöner und abenteuerlicher Eindrücke und Erfahrungen zurückschauen. Wir würden solch einen Einsatz jederzeit wieder machen und sind glücklich, diese Zeit gemeinsam erlebt zu haben!

Fest steht: Wir kommen zurück! Bis bald, Ghana!

Besonders herzlich möchten wir uns bei der Firma Straumann bedanken, die uns für dieses Hilfsprojekt finanziell so großzügig unterstützt hat.
Ebenso ein großer Dank an unsere Helfer und Sponsoren: Kulzer-Dental, Septodont, Medical Instinct, Gerl Dental, 7-Days jobwear, Ivoclar-Vivadent,
Adler Apotheke in Bielefeld, Raphael Apotheke in Meckenbeuren, ZMK Abteilung der Universität Bonn, Praxis Dr. König in Wesel und Dental Volunteers e.V.

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