Bolivien - 2022

Jahr:
2022
Land:
Bolivien
Universität:
Kiel

Das Wichtigste auf einen Blick - Infos zu Bolivien

Erste Zusammenfassung

1. In welchem Land hast Du famuliert? Name und Kontaktdaten der Organisation?
Ort: Bolivien, Isla del Sol im Titicaca See
Organisation und Kontakt:
Projekt „RATON PEREZ“,
siehe www.ratonperez.de bzw. http://dentists-fuer-bolivien.de/
Dentist-and-friends helping hands e.V.
Wilhelm-Hey-Str. 14
81243 München
+49 (0) 89 8367
E-Mail: info@dentists-and-friends.de
Ansprechpartnerin in Deutschland:
Dr. Annette Schoof-Hosemann
Obere Stabstr.10
76534 Baden- Baden
Tel.: 07223 959540
Mobil: 0179 4306367

2. Wie lange haben Deine Vorbereitungen in Anspruch genommen?
5 Monate vor Reisebeginn wurde die Angelegenheit bzgl. des Reisekostenzuschuss des ZAD sowie DAAD angegangen.
3 Monate vor Reisebeginn startete die Organisation wie z. B. Anschreiben versenden, Informationen über das Reiseland sammeln, Flug buchen, Impfungen koordinieren (Gelbfieberimpfung), Reisegepäck sichten sowie Sprachvorbereitungen. Unterkunft und Transfer innerhalb von Bolivien erfolgte durch HI (Hostelling International).

3. Wird ein Visum benötigt? Wenn ja, wie teuer?
Nein. In Bolivien erhält man bei Einreise einen Stempel mit Datum in den Reisepass und einen kleinen Zettel (den man gut für die Ausreise aufbewahren muss! Bei Verlust zahlt man eine kleine Strafgebühr) der einem 30 Tage Aufenthalt gewährt. Möchte man länger bleiben muss man in LaPaz auf die Emigration („?Donde es la emigracion?“) (leicht zu finden, mitten im Stadtzentrum und man bekommt eigentlich in jedem Hostel einen Stadtplan wo sie einem die emigracion einzeichnen).
Dort erhält man kostenfrei und problemlos einen oder auch zwei weitere Stempel. Alternativ könnte man das Land nach Peru (Bus nach Puno) verlassen und wieder neu einreisen.
Manchmal möchte der Zoll, laut Botschaft, die Vorlage des Impfpasses mit einer Gelbfieberimpfung einsehen. In diesem Fall wurde es nicht verlangt.

4. Probleme mit Spenden und dem Zoll/der Fluggesellschaft? Tipps?
In diesem Fall gab es keine Probleme. Air Europa fliegt für ca. 900 €- 1000 € (Hin- und Rückflug) über Madrid nach Santa Cruz. Von dort aus geht es mit dem Flugzeug (Busverbindung ist schlecht, da gebirgsreiche Landschaft) nach Sucre. Die Flugdauer beträgt ca 1,5h für ca. 60  - 100 € bei BoA-Bolivien Airlines, die ganztägig ca alle 1 - 2 h fliegen. Die Buchung ist einfach über z. B. Skyscanner.de und mit z. B. Visa/MasterCard möglich.
Bei Einreise erhält man im Flugzeug zwei Zettel die man ausfüllen muss. Dies sind Ja/Nein Fragen. Die Flugbegleiter helfen gerne. In jedem Fall vorher bei der Fluggeselllschaft nachfragen.
Einige Famulaten konnten die Materialien auch vor Ort besorgen.

5. Welche Sprache(n) sind ein Muss? Gab es Übersetzer vor Ort?
Gutes Spanisch ist sehr von Vorteil. Die Famulantin ist ohne Spanischkenntnisse angereist und hat nur das zahnärztliche Vokabular auswendig gelernt, plus ca. sechs Sprachstunden in Sucre. Die Verständigung mit Erwachsenen war ok (manchmal mit Händen und Füßen). Bei den Kindern wären bessere Kenntnisse von Vorteil gewesen, um sie zu überzeugen sowie zu beruhigen, um dadurch Füllungen machen zu können. Zudem hätte die Technik des Zähneputzens besser erklärt werden können, aber "zeigen" geht auch.
Es gibt keinen Übersetzer vor Ort, man ist auf sich allein gestellt.
Der Besitzer des Hostels spricht Englisch. Er fungiert als Ansprechpartner für organisatorische Fragen vor Ort.

6. Was waren deine Aufgaben in dem Projekt?
Die Zahnstation befindet sich im Dorf "Challa". Isla del Sol.
Die Famulantin berichtet, dass ihr Aufgabenfeld zahnärztliche Behandlungen im konservativen Bereich umfasste. 70% Erwachsene und 30% Kinder. Das heißt, hauptsächlich Füllungen und Extraktionen oder Zahnreinigungen. Keine Endos oder Prothetik. Außerdem Aufklärungsarbeit und Fluoridierung für die Kinder. Konkret: Zucker schadet den Zähnen, mind.2x am Tag putzen, wie putzt man, Zahnbürsten verschenken. 
Zur Ausstattung gehört ein relativ moderner Behandlungsstuhl. Die zahnärztliche Einheit funktioniert teilweise. Der große Sauger geht nicht und der kleine manchmal. Zu manchen Zeiten gibt es kein fliessendes Wasser auf der Insel.
Die Öffnungszeiten wurden auf 9:00 Uhr - 12:00 Uhr sowie 15:00 Uhr - 18:00 Uhr festgelegt. Bei den Patienten handelte es sich um die Dorfbewohner und die Bewohner der Nachbardörfer. Meistens kamen die Patienten bei akuten Schmerzen, aber manchmal auch, wenn ihnen z. B. im Frontzahnbereich Karies aufgefallen ist. Die Dorfbewohner zeigten sich meist sehr kooperativ und dankbar.
Station in Santa Cruz: 
Eher kleines Zimmer in einem Kinderhort, zu 70% Behandlung von Kindern, gute Ausstattung, Füllungen, Extraktionen, Fluoridierungen möglich.

7. Wie viel Geld hast Du für welche Dinge ausgegeben (kurze Kostenübersicht)?
Hin- und Rücklug: ca. 1.000 €
Impfungen: ca. 500 €
Unterkunft und Verpflegung: ca. 500 €
Kleines Kostenbeispiel: Zwei Liter Wasserflaschen: 9 Bolivianos, also ca 1,10 €.
Zudem eine Woche Reisen im Vorraus/Anschluss durch Bolivien mit jeglichem Transport, Hostel und Eintritt für ca. 300 €.
(Angebot von Max Steiner, Vorsitzender von Hostelling International, der mit Dr. Anette Schoof-Hosemann zusammenarbeitet und für organisatorische Dinge und Unterkunft zuständig ist. Sehr zu empfehlen!)

Preis-Beispiel (2018): 1200 Euro Unterkunft für 6 Wochen (inkl. Salz- und Silbertour, Frühstück, Inlandsflügen /Transfer, z.T. Halbpension), 500 Euro für Extratouren am Wochenende und Essen

8. Generelle Tipps für zukünftige Bewerber?
Impfungen können beim Tropeninstitut oder in der Missioklinik (etwas günstiger) angrefragt werden. Wenn man im zahnärztlichen Bereich tätig ist, empfehlen sich u. a. Gelbfieber, Tollwut, Typhus, Hep. A und Meningokokken (bitte vor Ort informieren lassen). Die Impfstoffe selber sind relativ teuer und müssen teilweise in wöchentlichen Abständen verabreicht werden, deshalb früh genug vor Abreise darum kümmern. Nur manche Krankenkassen erstatten die Kosten, es lohnt sich aber immer nachzufragen.
Sucre liegt auf ca. 2800m Höhe und eignet sich bzgl. der Höhenluft daher für ein paar Tage zur Akklimatisation und um evtl. einen Sprachkurs zu machen (sehr nette Sprachlehrerin dort von HI organisiert).
Isla del Sol: Das Klima auf 3800m Höhe ist etwas extremer. Tagsüber ist die Sonne sehr stark (teilweise Sonnenbrand trotz Sonnencreme 50+). Also Sonnencreme und Sonnenhut!
Nachts eher kühl und schlechte Dämmung im Hostel (+/- 10°C im Sept/Okt). Daher dicke Schlafsäcke und eine gute (Daunen)Jacke sowie Fleecepullis sehr zu empfehlen.
Anfangs oder Zwischendurch kann es durch die Höhe zur leichten Höhenkrankheit kommen. Man ist anfälliger für
Magenverstimmungen (food poisson). Der Körper braucht mind. 2-3 Tage um sich an die Höhe anzupassen (es bilden sich neue rote Blutkörperchen). Anfangs löst leichte Bewegung starke Atmung aus und evt. Kopfschmerzen. Hilfreich ist viel gekauftes Wasser und kein Leitungswasser zu trinken. Vor allem "mate de coca" - Tee aus Blättern des Cocastrauchs - sowie "sarochji pills" - Aspirin und Cocapulvermix - aus der Apotheke sind empfehlenswert.

Zum Abschluss…
"Eine Woche zusätzliche Reise in Bolivien einplanen und unbedingt die Salar der Uyuni besuchen (unglaubliche Natur!!!) und sich in Potosi die Goldminen anschauen."
"Wirklich sehr zu empfehlen! Es ist auf jeden Fall die Erfahrung wert und wir werden die Zeit in Bolivien nie wieder in unserem ganzen Leben vergessen!"

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Zweite Zusammenfassung

1. In welchem Land hast Du famuliert? Name und Kontaktdaten der Organisation?
Ort: Bolivien, Sucre (und umliegende Dörfer)
Organisation und Kontakt:
Förderkreis Clinica Santa Maria e.V. (FCSM e.V.)
c/o Dr. Ekkehart Schlichtenhorst, Wasserburger Str. 29,
88149 Nonnenhorn
Tel.: 08382-8486
E-Mail: info@fcsm.org

2. Wie lange haben Deine Vorbereitungen in Anspruch genommen?
Zwei bis vier Monate.
Organisation: Sehr wenig. Flüge mussten gebucht werden bis zum Zielort Sucre. Vor Ort wurden die Famulanten durch den Organisator Dr. Schlichtenhorst abgeholt. Für die Unterkünfte & Verpflegung kam die Organisation auf. Versicherungsschutz: über die Apotheker & Ärztebank und der Janitos Unfallversicherung
Flug: mit Air Europa von Frankfurt über Madrid nach Santa Cruz de la Sierra. Von dort aus weiter mit BoA nach Sucre (ca 1200 Euro). Impfung: Gelbfieberimpfung, Tollwut, Hep A&B, Meningokokken, Typhus sollte gemacht werden. Der Transfer vor Ort wird über die FCSM organisiert.



3. Wird ein Visum benötigt? Wenn ja, wie teuer?
Es wird kein Visum benötigt. Bei der Einreise erhält man für 30 Tage einen Stempel mit Datum. Dieser kann zweimal auf dann insgesamt 90 Tage verlängert werden.

4. Probleme mit Spenden und dem Zoll/der Fluggesellschaft? Tipps?
Hier gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Vielleicht bereist ihr vorher/nacher auch noch andere Länder in Südamerika.
Eine Famulantin reiste mit AirEuropa von Frankfurt nach Santa Cruz und dann mit der Fluggesellschaft BoA (Boliviana de Aviacion) nach Sucre. Hinsichtlich des Zolls sowie Spenden, einfach den "Touristen" geben.
Spenden: Durch die Famulanten nicht so organisieren. Die Organisation schickt dem Famulanten kurz vor Abflug ein kleines Paket zu, welches im aufzugebenden Gepäck zu verstauen ist. Am Ankunftsflughafen Santa Cruz de la Sierra gab es keinerlei Probleme
In jedem Fall vorher bei der Fluggeselllschaft nachfragen.

5. Welche Sprache(n) sind ein Muss? Gab es Übersetzer vor Ort?
Spanische (Grund)-kenntnisse sind zwingend notwendig. Herr Dr. Ekkehart Schlichtenhorst ist ggf. ebenfalls vor Ort und kann z. T. mit übersetzen. Die Organisation stellt zwar online ein Mini-Wörterbuch an Zahnmedizin-Behandlungs-Spanisch zur Verfügung, aber Alltagskommunikation sollte in Grundzügen vorhanden sein. Die Organisation empfiehlt ansonsten einen 3wöchigen Vorab-Spanischkurs in Cochabamba in einer Partner-Spanischschule.
Empfehlenswert sind in jedem Fall Wörterbuch und Übersetzungsapps.

6. Was waren deine Aufgaben in dem Projekt?
Die Famulanten berichten, dass ihr Aufgabenfeld sich hauptsächlich auf okklusale Kompositfüllungen an 6ern bezog. Seltener gab es aproximale Karies an den Seitenzähnen. Auch Frontzahnfüllungen und Extraktionen von Wurzelresten oder von tief zerstörten Zähnen wurden durchgeführt. Ein gängiges Phänomen waren Wurzelreste bleibender UK 6er und viel Karies. Zahnreinigungen waren ebenfalls im Repertoire, sogar mit Schallgerät. Zudem natürlich der generell wichtigen Mission: Prophylaxe, gemeinsames Zähneputzen mit geschenkten Zahnbürsten.
Behandelt wurden Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 18 Jahren.
Die Ausstattung, sogar in doppelter Ausführung, waren wie folgt: mobile Einheit mit Turbine, Winkelstück und Luft-Wasser-Bläser. Hinzu kommen mobile Absaugung, allerhand Instrumente, Verbrauchsmaterialien, Patientenstuhl, Behandlerstuhl und ein Autoklav. Hinzu kommt die Patientenannahme, die digitale Dokumentaion der Patienten, als auch die Reinigung & Desinfektion der Instrumente und der Behandlungseinheit.

7. Wie viel Geld hast Du für welche Dinge ausgegeben (kurze Kostenübersicht)?
Beim Förderkreis Clinica Santa Maria e.V. (FCSM e.V.) behandelt man gegen Kost und Logis. In Sucre werdet ihr im Corona Real Hostal nahe am Terminal untergebracht sein. Je nachdem wie euer Einsatzplan aussieht, werdet Ihr weitere Dörfer, wie z. B. das kleine Bergdorf und Internat "Pitantorilla" besuchen sowie nächtigen.
Die Flüge kosteten ca. 1.200 - 1.400 €.
Unterkunft: Für Ausflüge am Wochenende pro Tag ca 8,00 €
Ausflüge: organisierte 2 Tages-Ausflüge ca. 50-80 € insgesamt (inkl. Verpflegung, Hostel)
Essen: ist nur am Wochenende selbst zu finanzieren (ca. 7 € pro Tag)
Busfahrt in der Stadt: 0,70 €

8. Generelle Tipps für zukünftige Bewerber?
Viel Elektrolytlösung mitnehmen und „Fernet Branca“ heilt jede Magenverstimmung.
Für eine ausreichende Kommunikation empfiehlt es sich allen Bewerbern vorab mit der spanischen Sprache vertraut zu machen, da sie als direkter Schlüssel zu den Patienten gilt. Selbst ein Volkshochschulkurs A1 kann vorab schon gut helfen, einfache Kommunikation mit der Bevölkerung zu betreiben. Zwei Handtücher sind besser als eins. Kaffee gibt es in Dörfern kaum zu kaufen, besser aus den Städten mitnehmen.

Zum Abschluss…
"Nach fünf Wochen konnten wir danach froh und stolz unsere wohl verdiente Reise durch Bolivien und Peru antreten".
"
Sechs unvergessliche Wochen lagen hinter mir: Vollgepackt mit überwältigenden Eindrücken, schönen Momenten und auch Anstrengungen. Ich bin dankbar für die Erfahrungen, die ich mit dem FCSM machen durfte und die Freundschaften, die entstanden sind.".

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Dritte Zusammenfassung

1. In welchem Land hast Du famuliert? Name und Kontaktdaten der Organisation?
Ort:
Hostelling International Bolivia PDTE
Guillermo Loyaza No 119
Sucre/ Bolivia
Organisation und Kontakt:
Dentists& friends helping hands e.V.
Wilhelm-Hey-Straße 14
81243 München

2. Wie lange haben Deine Vorbereitungen in Anspruch genommen?
Wir wussten erst kurz vorher dass es wirklich klappt wegen den Corona Verordnungen, Gelbfieberimpfung, Auslandsreiseversicherung mit Corona Schutz, Transfers wurden organisiert.

3. Wird ein Visum benötigt? Wenn ja, wie teuer?
Es wird kein Visum benötigt.

4. Probleme mit Spenden und dem Zoll/der Fluggesellschaft? Tipps?
Hier gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Vielleicht bereist ihr vorher/nacher auch noch andere Länder in Südamerika.
Keine Probleme, selbst das Übergepäck von 11kg hat nur 5 Euro gekostet.

5. Welche Sprache(n) sind ein Muss? Gab es Übersetzer vor Ort?
Spanisch wäre super, aber wir hatten auch oft Übersetzer und kamen so auch mit rudimentären Kenntnissen aus.

6. Was waren deine Aufgaben in dem Projekt?
Es waren Füllungen jeglicher Art und Extraktionen möglich. Der Stuhl in Santa Cruz war leider in einem schlechten Zustand. Die Rückenlehne war nicht bewegbar und die Turbine ist häufig mit Wasser explodiert wenn sie denn überhaupt mal funktioniert hat. Eine neue Einheit wäre ect mal eine gute Investition. Es wurde sich immer extrem gut um uns gekümmert und wir hatten immer Ansprechpartner wenn wir z.B. Materialnachschub brauchten. Wir haben dann immer halbtags rotiert: Einer zur Patientenaufnahme und ggf. Übersetzer.

7. Wie viel Geld hast Du für welche Dinge ausgegeben (kurze Kostenübersicht)?
Flug hin 700 €, zurück 750 €, Unterkunft 140 € die Woche, Reisen 400 €, Lebenshaltung 550 €.

8. Generelle Tipps für zukünftige Bewerber?
Ein paar neue Kunststoffmodellierinstrumente mitnehmen und Kinderbehandlung vorher nochmal anschauen.

Zum Abschluss…
"Nach fünf Wochen konnten wir danach froh und stolz unsere wohl verdiente Reise durch Bolivien und Peru antreten".
"
Sechs unvergessliche Wochen lagen hinter mir: Vollgepackt mit überwältigenden Eindrücken, schönen Momenten und auch Anstrengungen. Ich bin dankbar für die Erfahrungen, die ich mit dem FCSM machen durfte und die Freundschaften, die entstanden sind.".

Bolivien 2022

Von: Svenja Schmidt, Katharina Ritter und Nicolaus Dünschede (Universität Kiel)
Organisation: Dentists & friends helping hands e.V.
Zeitraum: 15.01.22 - 18.02.22

Nachdem unsere geplante Famulatur im Sommer 2020 aufgrund von Corona abgesagt wurde, stand für uns relativ schnell fest, dass wir gerne an einem Einsatz nach unserem Staatsexamen teilnehmen würden. Zahlreiche E-Mails und Absagen später kam Anfang Oktober eine E-Mail von Annette. Ein Einsatz in Bolivien sei denkbar, da aufgrund einer Änderung der Einreisebestimmungen nun keine Quarantäne mehr nötig ist. Allerdings sei nicht vorhersagbar, wie es vor Ort aussehen würde, da seit fast 2 Jahren niemand aus Deutschland mehr dort war. All das schreckte uns jedoch nicht ab, vielmehr überwog die Freude, dass ein Einsatz möglich ist.
Wir stürzten uns also zwischen den letzten Examensprüfungen in die Vorbereitungen und Annette klärte fleißig mit Hostelling International vor Ort alles ab. So wurde viel Werbung gemacht, damit wir genug Patienten haben und die Plataforma stellte sich darauf ein, dass wir nun bald zum Behandeln vor Ort sein würden.
Als die Corona Fallzahlen in Deutschland und Bolivien nach den Weihnachtstagen immer rasanter anstiegen, begannen wir zwischenzeitlich zu zittern, ob wirklich alles wie geplant stattfinden könnte.
Aus Bolivien kam die Info von Max, dass trotz allem die Einreise mit den erforderlichen Dokumenten ohne Probleme möglich sei, und so ging es am 14.01. mit negativem PCR Test im Gepäck von Hamburg über Madrid nach Santa Cruz. 24 Stunden später und nach erfolgreicher Kontrolle wurden wir am Flughafen wie verabredet abgeholt. Angekommen an der Unterkunft wurden wir mit Frühstück empfangen. Die Unterkunft von Hostelling International wurde gerade erst neu gebaut und fertiggestellt. Wir konnten also unsere Privatzimmer mit Klimaanlage, Wlan und allem was man sich sonst so wünscht, beziehen. Außerdem gibt es eine große Gemeinschaftsküche sowie eine riesige Dachterrasse mit Ausblick, auf der wir noch so einige Abende verbringen würden. Gegen Mittag wurden wir von Nacira abgeholt, die uns die Plataforma zeigte und mit uns alle nötigen Einkäufe machte.
Da wir mit einigen Spenden ankamen, waren wir letztendlich gut ausgestattet, um mit den Gegebenheiten vor Ort bestmöglich behandeln zu können. Ein besonderer Dank geht hier an Voco, Kulzer, Frasaco, Zahnimarkt, Ivoclar, Komet, Meisinger, HuFridey, Bausch,, Hahnenkratt, Tukuyama, Deppeler und viele mehr für die zahlreichen Spenden.

Den Sonntag verbrachten wir dann gemeinsam mit Max, der uns einiges über Bolivien, Hostelling International, Lentes al instante und das Leben in Bolivien erzählte, während wir heraus aus der Stadt in ein kleines Resort zum Essen fuhren. Generell wurden wir sehr herzlich empfangen und umsorgt, sodass wir uns von Beginn an sehr wohl gefühlt haben.

Am Montag trafen wir dann die letzten Vorbereitungen in der Plataforma, um mit der Behandlung am Dienstag starten zu können. Ob wir überhaupt Patienten haben würden und ob wir mit unseren, doch gerade mal grundlegenden, Spanischkenntnissen zurecht kommen würden, wussten wir zu dem Zeitpunkt noch nicht.

Dienstagmorgen ging es dann um 8:30 los, um 9 Uhr sollte die Behandlung starten. Angekommen in der Plataforma dachten wir zuerst, dass wahrscheinlich, wenn überhaupt, nur wenige Patienten kommen würden. Gegen 9:15 erwies sich dies als vollkommen falsch. Wir konnten während der gesamten 3 Wochen bei weitem nicht alle Patienten behandeln, die gerne dran gekommen wären. Schnell wurde es zur Gewohnheit, dass die Patienten morgens schon sehr früh kamen um zu warten, damit sie an diesem Tag eine Behandlung bekamen. Teilweise waren sehr umfangreiche Behandlungen nötig, sodass wir an manchen Tagen doch einige Leute auf die nächsten Behandlungstage vertrösten mussten. Da wir alle 3 die gleiche Qualifikation hatten, behandelten wir rotierend. Einer nahm draußen die Patienten auf, schaute schon mal in den Mund um den Umfang abschätzen zu können. Die anderen Beiden behandelten bzw assistierten drinnen. Durch die Klimaanlage konnten wir, trotz der Temperaturen in Santa Cruz, ganz angenehm behandeln.

Schnell merkten wir, dass der Stuhl so seine Eigenheiten hatte. Mal ging der Sauger nicht, mal explodierte die Wasserkühlung schwallartig, oder aber sie ging gar nicht. Weder Höhe noch Lehnenposition waren zu verstellen, sodass wir auch dabei improvisieren mussten.
Wir konnten Füllungen unter relativer Trockenlegung legen(wenn der Sauger gerade gute Laune hatte), Zahnstein entfernen, Flouridieren, Zähne extrahieren. Exkaviert haben wir ausschließlich per Hand, da das grüne Winkelstück so seine Eigenheiten hatte. Immer wieder schockiert hat uns doch der, teilweise sehr schlechte, Zustand der Milchzähne,  leibenden 6er und zum Teil auch der bleibenden Frontzähne. Viele Milchzähne mussten wir aufgrund der starken Zerstörung entfernen ( insofern die Kinder mitgemacht haben). Auch die 6er waren oft so zerstört, dass nur noch die Extraktion möglich war. Wenn eine Endo und ein Aufbau theoretisch noch möglich gewesen wäre, entschieden sich jedoch trotzdem viele für die Extraktion, da kein Geld für die Behandlung bei einem ortsständigen Zahnarzt vorhanden war.
In den Wochen in Santa Cruz haben wir ca 160 Patienten behandelt. Während der ganzen Zeit wurden wir von Betty ( Hausmeisterin) und Freddy ( Arzt, Mutter arbeitet in der Plataforma) während der Behandlungen tatkräftig mit Übersetzen unterstützt, sodass wir trotz unserer geringen Kenntnisse gut zurecht gekommen sind. Außerdem haben wir eine zweite Möglichkeit bzw einen zweiten Stuhl auf der anderen Seite von Santa Cruz angeschaut und beurteilt. Ggfs. sollen hier in Zukunft auch Einsätze stattfinden.
Danach ging es für uns weiter Über einen Wochenendzwischenstopp in Sucre, zur Höhenakklimatisation, bis nach La Paz. Von hier aus sollten wir nochmals 2 Konsultarien besichtigen.

In La Paz wurden wir sehr nett von Victor empfangen, der uns während einer privaten Stadttour einiges von der Stadt zeigte. Zudem kamen wir in seiner Freiwilligenunterkunft unter, bis es weiter gehen sollte. Zunächst ging es über Copacabana auf die Isla del Sol im Titicacasee. Da wir nicht wussten, wie der Zustand nach 2 Jahren ohne Einsätze und ohne Touristen sein würde, sollten wir hier sowohl das Hostel, als auch den Behandlungsraum für nachfolgende Teams bewerten. Ehrlich gesagt waren wir, im Vorfeld durch Annette gewarnt, auf relativ schlechte Bedingungen eingestellt.
Umso mehr waren wir von der Realität überrascht. Das Hostel war zwar einfach, aber in gutem Zustand. Wir wurden von Nelson vor Ort sehr gut bewirtet.

Auch der Behandlungsraum war eine Überraschung. Schön oben auf einem Hügel gelegen, fanden wir Alles zwar etwas dreckig, aber komplett funktionsfähig vor. Challa ist ein sehr idyllischer Ort und sicher eine tolle Erfahrung um auch dort zu behandeln !
Zurück in La Paz besichtigen wir noch das letzte potentielle Projekt. Der Behandlungsraum lag in einer kleinen Klinik, angebunden an einen Kindergarten und ein Jugendzentrum. Die
Klinik stand leider seit Beginn der Corona Pandemie komplett leer. Aber auch hier war der Stuhl voll funktionsfähig und außer dem Verbrauchsmaterial alles vorhanden. Ggfs. können also auch hier in Zukunft Einsätze stattfinden.

Insgesamt haben wir in den 5 Wochen Bolivien einiges erlebt. Die Wochenenden haben wir für Ausflüge genutzt und durch die verschiedenen Einsatzorte konnten wir die unterschiedlichen Seiten und Menschen des Landes gut kennen lernen.
Wir würden wirklich jedem empfehlen an so einem Einsatz teilzunehmen. Man tut nicht nur etwas Gutes vor Ort, sondern lernt auch unter sehr einfachen Bedingungen trotzdem noch funktionelle und qualitativ gute Zahnmedizin anzuwenden. Auch weiß man danach nochmal viel mehr zu schätzen, wie gut die Ausstattung und medizinische Versorgung in Deutschland ist.

Ob als Studierender, frisch Approbiert oder mit einigen Jahren Berufserfahrung, wir sind unssicher, dass jeder bei einem solchen Einsatz noch neue Dinge lernen wird. Also, auf geht es in das nächste Flugzeug nach Bolivien!

Katharina, Nicolaus & Svenja

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