Dominikanische Republik

Jahr:
2022
Land:
Dominikanische Republik
Universität:
Gießen

2022:Dominikanische Republik

Nach dem Abschluss unseres Zahnmedizinstudiums im November 2021 wollten wir beide gerne vor dem Einstieg in das Berufsleben eine Famulatur im Ausland machen, um hilfsbedürftigen Menschen zu helfen und Erfahrungen zu sammeln. Auf der Suche nach einem Zielland sind wir auf die Organisation DIANO e.V. in der Dominikanischen Republik unter der Leitung von Tobias Bauer gestoßen. Nach kurzer Rücksprache bezüglich des Zeitraums unseres Aufenthaltes erfolgte die Organisation der Flüge (pro Person: 20kg Eigengepäck, 8kg Handgepäck + 20kg Zusatzgepäck für Spenden (nur für Hinreise(!)) über DIANO. Wir schrieben verschiedenste Dentalfirmen per Mail an und baten nach Hilfsmaterialien und Textilien.
Da wir uns beide nicht vorstellen konnten, ohne jegliche Vorplanung bezüglich einer Unterkunft in ein fremdes Land zu reisen, buchten wir auf Empfehlung die ersten 2 Wochen in Ali´s Surfcamp (Cabarete) (+ Transfer vom Flughafen). Leider war die Vermittlung von Informationen seitens des Surfcamps undurchsichtig und entsprach nicht den versprochenen Leistungen, sodass wir uns frühzeitig um eine neue Unterkunft gekümmert haben (unsere Empfehlung: Airbnb).

Am 02.02.2022 stand dann endlich die große Reise an und es ging von Frankfurt im Direktflug nach Puerto Plata. Vor Ort wurden wir von Palmen am Wegesrand und einem Lächeln der herzlichen Menschen empfangen und wie vereinbart von einem Mitarbeiter des Hostels in Cabarete abgeholt. Ein täglicher Regenschauer ist vollkommen normal (Regenjacke nicht vergessen!), aber leider herrschte die ersten Tage unseres Aufenthaltes ein Hurricane über dem Land und es regnete den ganzen Tag. So konnten wir zunächst einmal in Ruhe ankommen, uns mit der Umgebung vertraut machen, die Vorräte durch Einkäufe bei Janets in Cabarete auffüllen und uns ein wenig organisieren.

Am Samstag stand dann unser erster Arbeitstag im Monkey Jungle an. Leider erhielten wir bezüglich des Ablaufes der Arbeitstage und der Organisation des Transportes in den Dschungel nur sehr spärliche Informationen. Glücklicherweise war 2 Wochen vor uns bereits eine deutsche Zahnärztin in die Dominikanische Republik gereist, an die wir uns wenden konnten.
Die festen Arbeitstage im Monkey Jungle beschränkten sich zum Zeitpunkt unseres Aufenthaltes lediglich auf samstags.

Der Monkey Jungle ist ein Ausflugsziel für Touristen, um hier geführte Touren durch ein Affengehege zu buchen und die Äffchen dabei zu füttern und/oder eine Zip-Line-Tour zu machen. Ein Teil des Ertrages der touristischen Attraktionen kommt dann den Behandlungen der Einheimischen in der nebenstehenden Zahnklinik zugute. Auch wir durften nach Feierabend beide Touren einmal erleben und es hat wahnsinnig Spaß gemacht.

Beim Arbeiten im Monkey Jungle hat man schnell gelernt, dass die Dominikaner das Wort „Stress“ nicht kennen. Die Kommunikation mit den Patienten war ab und zu etwas schwierig, da nur eine von uns ein wenig Spanisch sprach (und die Einheimischen kein Englisch können), aber mit Händen und Füßen oder mit der Hilfe von Elizer, einem Mitarbeiter der Zahnstation im Monkey Jungle, hat es dann doch immer irgendwie geklappt. Da die Arbeit dort während Corona komplett stillgelegt war und erst während unseres Aufenthaltes wieder richtig anlief, gab es sehr großen Behandlungsbedarf. Es sprach sich lokal schnell herum, sodass die Patientenzahl merklich von Woche zu Woche etwas zunahm. Die Tätigkeiten dort bestanden aus Limpiezas (Zahnreinigungen), Emparte (Füllungen) und Extraktionen. Die Extraktionen werden vor allem von Jose, einem einheimischen Militärzahnarzt durchgeführt, der am Anfang etwas kühl auf uns wirkte. Mit der Zeit wurden wir aber warm mit ihm und er zeigte uns sogar Tipps & Tricks beim Extrahieren. Alles was man für die Behandlungen braucht, befindet sich tatsächlich auch im Monkey Jungle. Da viele ihre Spendenkoffer dorthin mitnehmen, ist die Zahnstation im Grunde sehr gut ausgestattet, Materialien fehlen eigentlich kaum, sie sind nur schlecht sortiert. So nahmen wir uns einen Tag unter der Woche dafür Zeit, die Zahnklinik komplett neu zu sortieren, Fächer und Schränke neu zu beschriften, um einen besseren Überblick der Materialien zu schaffen. Wir hoffen für alle Nachfolgenden, dass die Ordnung ein wenig anhält …

Als Tipp: Es ist sehr hilfreich, wenn man sich am Anfang einmal in Ruhe umschaut (wir haben ein kleines Video gemacht, das euch ein wenig dabei helfen soll, einfach bei DIANO anfragen) und die Sachen, die man häufig braucht (z.B. Komposit, Ätzgel, Bonding, Watterollen, Anästhetikum, …), bereitlegt.

In der zweiten Woche ging es für uns dann nach Comedero ins Landesinnere. Wir hatten hier nur die Information, dass hier aufgrund der Coronasituation seit etwa 2 Jahren keine Zahnärzte mehr gewesen sind. Uns erwartete ein kleines Dorf in armen Verhältnissen, in dem man das Gefühl hatte, die Zeit sei ein bisschen stehen geblieben. Begrüßt wurden wir dort bei unserer Ankunft von Reina, einer herzensguten Frau (ihren genauen Beruf haben wir leider nicht herausgefunden, aber wir haben es wie eine Art Dorfhelferin oder Bürgermeisterin empfunden). Angekommen wollte uns Reina zunächst einmal den Ort zeigen, stellte uns stolz allen Dorfbewohnern vor und machte dabei fleißig Werbung für die Behandlungen der kommenden Tage, sodass es auch dort in der Zahnstation einiges zu tun gab. Wir durften während unseres Aufenthaltes in Comedero bei Reina und ihrer Familie unterkommen. Reina gab uns ihr bestes Zimmer (das einzige Zimmer, was kein Durchgangszimmer war und eine Klimaanlage hatte) und ihre Töchter versorgten uns dreimal am Tag mit dominikanischen Mahlzeiten. Reina und ihre Familie gaben wirklich alles dafür, dass wir uns wohlfühlten!

Reina hatte zuvor eine Liste mit Patienten erstellt, die für uns einbestellt wurden. Am ersten Behandlungstag stellten wir fest, dass leider nur das rote Winkelstück funktionierte, sodass wir dann (anders als immer in der Uni gelernt) hier einfach ein bisschen „freestylen“ mussten. Am nächsten Tag erfuhren wir dann, dass das Benzin im Dorf leer sei, sodass es keinen Strom mehr gab. Daraufhin musste immer wieder jemand manuell, ähnlich wie das Starten eines alten Motors, mit einer Schnur den Kompressor anstellen (das genaue System dahinter haben wir irgendwann aufgegeben zu verstehen…). Der Super-GAU war, als Reina plötzlich traurig in unserer Tür stand und die Schnur des Kompressors in der Hand hielt – sie war abgerissen. Ab dem Moment hieß es dann für uns: nur noch Limpiezas mit der Hand.

Die Kommunikation war insgesamt sehr schwierig, weil niemand Englisch sprechen konnte. Daher würden wir von diesem Ort abraten, wenn wirklich niemand ein Wort Spanisch spricht. In der Klinik gibt es kein Netz, sodass keine Möglichkeit besteht, einen Online-Übersetzer zu verwenden. Wichtige und häufig benutzte Sätze liegen in einer Liste sortiert im Behandlungsraum, aber sobald man dann etwas anderes als die 20 Standardsprüche sagen möchte und eigentlich einen Techniker bestellen muss, um die Behandlungseinheit zu reparieren, wird es sehr schwierig.

Insbesondere in Comedero ist uns die große Armut des Landes noch einmal vor Augen geführt worden. Beeindruckt hat uns trotzdem die Herzlichkeit, die Lebensfreude und der starke Zusammenhalt der Menschen.

Leider wurden uns unter der Woche - anders als abgesprochen – die geplanten Besuche von Schulen und Kindergärten und die zahnärztliche Behandlung dort nicht ermöglicht. Aus diesem Grund haben wir uns daraufhin selbst um mögliche Anlaufstellen gekümmert, um auch dem Sinn unserer Famulatur gerecht werden zu können und wir gerne den Menschen helfen und Erfahrungen sammeln wollten. Die Unterstützung diesbezüglich hat uns seitens der Organisation leider etwas gefehlt.

Die verschiedenen Anlaufstationen waren mal mehr mal weniger quer über das Land verteilt, sodass wir Dank Caribe-Tours viel von der Insel zu sehen bekamen. Caribe-Tours sind sozusagen die dominikanischen Flixbusse - man kommt recht günstig und angenehm von A nach B und sie fahren auf festgelegten Routen und halten an fixen Stationen. So war es uns möglich, nach La Samana, der Halbinsel im Osten des Landes, zu gelangen. Dort kamen wir in einer Airbnb-Unterkunft unter und starteten von dort aus unsere Tagestouren.

Wir besuchten mitunter die Kinder eines Waisenhauses bei Sanchez, um auch hier den Zahnstatus aufzunehmen und die Möglichkeit des Aufbaus einer Dentalstation zu überprüfen.
Zudem besuchten wir eine Mädchenschule in Cabarete (Mariposa Foundation), die es den jungen Mädchen durch ein Förderungsprogramm ermöglicht, aus der Generationsarmut auszubrechen. Wir untersuchten die Mädchen während ihrer Schulzeit und notierten uns alle jungen Patientinnen, bei denen es etwas zu tun gab. Dank der Mitarbeit von Rob (Besitzer des Monkey Jungles) und Elizer konnten wir dann einen Tag die Zahnklinik im Monkey Jungle extra nur für die Behandlungen der Mädchen öffnen. Die Mädels waren sehr tapfer und haben toll mitgemacht. Am Ende der Behandlung ein glückliches Kinderlächeln zu sehen, war dann für uns die schönste Belohnung. Es war eine großartige Erfahrung und hat total viel Spaß gemacht!

Wir sind unendlich dankbar über die Erfahrungen und Erinnerungen, die wir während unserer 5-wöchigen Famulatur in der Dominikanischen Republik sammeln durften. Wir hatten die Möglichkeit Land und Leute - fernab von 5 Sterne Hotels und reichen Vierteln - kennenzulernen, viele praktische Erfahrungen sammeln zu dürfen und dabei immer mal wieder das Wetter, die Sonne, den Strand und das Meer genießen zu können. Wir bedanken uns noch einmal bei allen Beteiligten, die es uns ermöglicht haben, dieses Abenteuer erleben zu können! Ohne die Organisation DIANO e.V. und die zahlreichen Spenden verschiedenster Firmen hätte unsere Famulatur so nicht stattfinden können.

Von Kasacks über Anästhetika bis hin zu Füllungsmaterialien, Bohrern, Fräsen, Kofferdamzubehör und Fluoridlacken. Wir sind nach wie vor überwältigt von der Großzügigkeit der Firmen und möchten uns an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich für die große Unterstützung und Hilfeleistung bedanken!

Um euch ebenfalls eine schöne und unvergessliche Zeit in der Dominikanischen Republik zu ermöglichen, könnt ihr uns bei Fragen gerne kontaktieren.

Zudem haben wir eine Liste mit den wichtigsten Kontakten erstellt, die euch während eurer Famulatur helfen können. Hier könnt ihr am besten die Organisation DIANO e.V. direkt ansprechen.

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