Gambia - 2024

Jahr:
2024
Land:
Gambia
Universität:
Münster

2024: Gambia

Famulaturbericht

 

Mitte Februar begann eine super eindrucksvolle Zeit in Gambia, die ich zusammen mit meiner Freundin Leyla aus Münster im Rahmen einer Famulatur verbracht habe. Leyla und ich hatten schon längere Zeit überlegt, während des Studiums eine Famulatur im Ausland zu machen, um eine neue beeindruckende Kultur, die einheimischen Menschen und deren Lebensweise kennenzulernen, um die medizinische Versorgung zu unterstützen und selbst viel von den Einheimischen und deren Praktiken zu lernen. Ein solches Hand in Hand arbeiten haben wir uns gewünscht und genau das war unsere Motivation für den Antritt unserer Reise.

 

Über unseren Professor Dr. Fouad Khoury in Münster sind wir auf dieses Projekt aufmerksam geworden. Prof. Khoury ist im Herbst letzten Jahres das erste Mal zusammen mit seinem Sohn nach Gambia geflogen und hat sich dort sowohl über praktische Hilfe an Patienten als auch über finanzielle Spenden für das Projekt stark gemacht. Er hat uns in Form einer PowerPointPräsentation über dieses Projekt berichtet und wie sehr es ihm am Herzen liegt, die Menschen dort in Gambia weiterhin zu unterstützen. Wir waren ab der ersten Sekunde total begeistert und uns war klar, dass wir unbedingt Teil dieses Projektes werden möchten. Über Prof. Khoury wurden wir somit zum Remis Health Centre Köln Darsilami vermittelt. Diese Organisation wird von einem deutschen Verein finanziert und hat ein Krankenhaus in Darsilami aufgebaut, wo eben auch in einem Container als Gebäudeanbau eine zahnmedizinische Behandlungseinheit integriert ist.

Als wir über unseren Professor die Zusage für die Teilnahme an diesem Projekt bekommen haben, mussten wir die ersten Vorbereitungen treffen. Leyla und ich haben Flüge gebucht und bereits Kontakt zu den Mitarbeitern im Center aufgenommen! Der erste Austausch war schon so herzlich, was die Vorfreude auf die bevorstehende Zeit nur noch größer gemacht hat! Vor einigen Jahren wurde ein Container nach Gambia verschifft, sodass wir viele Handschuhe und zahnmedizinisches Equipment (Mundschutz, Kasacks bzw. Arbeitskleidung, Anästhesien, chirurgische Instrumente, Glasionomerzemente etc.) nicht mit in unserem Koffer transportieren mussten, sondern dies bereits vor Ort war als wir ankamen. Als weitere vorbereitende Maßnahmen vor der Famulatur sollte man sich natürlich auch bezüglich Impfungen, passender Kleidung, Reiseapotheke, Moskitoschutz, Visum etc. informieren. Fachlich haben wir vorher Schmerzmittel und Antibiotikagabe, Injektionstechniken und Anästhesiedosierungen auch bei Kindern sowie chirurgische Operations und Nahttechniken wiederholt.

 

Am 13.02.2024 ging unser Flug nach Banjul und wir wurden herzlich von Lamin, Kebba und deren Freunden empfangen. Lamin ist der Leiter des Remis Health Center. Er hat sich um die ganze Organisation gekümmert und war unser Hauptansprechpartner. Kebba arbeitet ebenfalls für die Organisation und ist der Koordinator für die Fahrten. Er hat uns während der gesamten vier Wochen immer von A nach B gebracht, wenn wir beispielsweise an Schulen außerhalb des Centers behandelt haben.

Auf dem Gelände des Remis Health Center hatten Leyla und ich unsere Unterkunft, in der auch ebenfalls 4 weiter Schlafplätze befanden, die von 3 weiteren Zahnärztinnen aus Marburg bewohnt wurden. Sie waren ebenfalls über dieses Projekt nach Darsilami gekommen und als Volunteer eingesetzt. Für uns hat jeden Tag Sally, eine fabelhafte Köchin aus Darsilami, gekocht, welches jeden Tag ein Highlight darstellte!  Ein Gärtner und zwei Fahrer, welche aber alle einen Teil einer großen Familie darstellen. Wir unterhielten uns mit dem Team vom Center und den Einheimischen hauptsächlich auf Englisch, wobei die Gambier mehrere eigene Sprachen haben. Schnell lernten wir auch einige Begriffe auf der am häufigsten verwendeten Sprache Mandinka (hinsetzen, Mund auf, zubeißen), die uns bei unserer Behandlung ein wenig halfen.

 

Nach der Erstellung eines Behandlungsplans starteten wir in der ersten Woche mit den Behandlungen im Remis Health Center. In der Regel haben wir bei den meisten Patientinnen in den Morgenstunden Zähne extrahiert und im Mittag wurden Füllungen und Zahnreinigungen angeboten. In den darauffolgenden Wochen haben wir ebenfalls an den umliegenden Schulen und Kindergärten gearbeitet. In der Regel kontrollierten wir am ersten Tag die Kinder, führten Mundhygieneinstruktionen und Ernährungsberatung durch und notierten uns, wer zu einer Behandlung wiederkommen soll. In den Kindergärten hatten viele Kinder zufriedenstellende Zähne, weil sie teilweise eine Zahnbürste vor Ort besaßen und gemeinsam nach dem Essen putzten. Dennoch stellten wir fest, dass es nicht normal ist eine Zahnbürste zu haben. Vereinzelt entfernten wir nur Zahnstein oder legten Füllungen aus GIZ, aber die Extraktion besonders von Milchmolaren und nicht bleibenden OK Frontzähnen war oft unausweichlich. Wir behandelten immer zwei gleichzeitig, was sich manchmal als Herausforderung herausstellte, weil die Kinder teilweise sehr große Angst vor Spritzen hatten und auch nicht vollständig auf Englisch verstanden, dass die Anästhesie gegen Schmerzen hilft und der Piecks das Schlimmste an der ganzen Sache ist.

 

Was die räumliche Ausstattung angeht, waren wir sehr pragmatisch und haben uns gut mit den Mitteln, die uns zu Verfügung standen, geholfen. Unsere räumliche Ausstattung in den Schulen bestand aus zwei Tischen und fünf Stühlen, die im Büro des Schulleiters aufgebaut wurden, sowie einem Ausspuckeimer und einem Mülleimer. Die Instrumente wurden in zwei Eimern mit Wasser und Spülmittel und einer Zahnbürste gereinigt. Auf diese Weise untersuchten wir rund 150 Kinder innerhalb einer Woche und zum Ende des Tages kamen natürlich auch die Lehrer mit Zahnschmerzen an die Reihe. Nach zwei Tagen haben wir dann auch aufgehört zu zählen wie viele Zähne wir bereits gezogen hatten.

 

In Bezug auf unsere Arbeitszeiten hatten wir einen entspannten Tagesablauf. Wir waren meistens von 9-14 Uhr im Center oder an den Schulen und wurden, wenn wir an dem Tag an Schulen oder Kindergärten eingesetzt waren, von einem der Fahrer abgeholt. Vereinzelt arbeiteten wir am Nachmittag im Container des Remis Health Centres, wenn noch Zahnreinigungen oder Füllungen auf dem Plan standen.

 

Unsere Freizeit verbrachten wir mit Lamin seinen Freunden und allen anderen Mitarbeitern vom Center sowie mit drei weiteren Zahnärztinnen aus Marburg. Wir haben uns mit der Gruppe sehr gut verstanden und hatten viel Spaß. Uns sind alle Menschen dort so ans Herz gewachsen, wir hatten das Gefühl, als würden wir uns alle schon ewig kennen. Gambia an sich bietet sehr schöne Strände, Naturparks und diverse Märkte. Wir machten daher Flusstouren über Ausläufer des Gambia River, Wanderungen durch die beeindruckenden Mangroven Wälder, pflückten und rösteten Cashew Kerne, beobachteten Affen und seltene Vögel und lernten die heimische Buschmedizin während einer Jungletour kennen. Wir wurden von den Einheimischen stets freundlich aufgenommen, auf Dorffeste und private Feiern eingeladen und man konnte die Lebensfreude und Willkommenskultur stetig spüren.

 

Leyla und ich legen jedem ans Herz, eine Famulatur in Gambia zu erleben. Wir hatten so eine unvergessliche Zeit dort. Sowohl die Einheimischen, als auch die Natur und Kultur war so unfassbar beeindruckend, dass wir diese Zeit niemals missen möchten. Wir wurden ab Sekunde eins dort aufgenommen wie als wären wir deren Familie. Es war so ein einzigartiges Gefühl der Zusammengehörigkeit, was wir so noch nie erlebt haben! Dafür möchten wir uns bei allen Beteiligten dieses Projektes von ganzem Herzen bedanken! Ihr habt die Zeit so einzigartig und unvergesslich gemacht.

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