Ghana - 2022

Jahr:
2022
Land:
Ghana
Universität:
Jena

Das Wichtigste auf einen Blick - Infos zu Ghana

1. In welchem Land hast du famuliert? Name und Kontaktdaten der Organisation?
Ort
Catholic Diocese of Yendi
Bishop's Office
P.O. Box YD 129. Yendi,
N/R Ghana W/A
Organisation
Dental Volunteers e.V.
Georg- Hirth- Str. 61
83700 Rottach- Egern

2. Wie lange haben deine Vorbereitungen in Anspruch genommen? Was musstest du vorher alles organisieren?
ca. ein halbes Jahr für Flug, Sachspenden sammeln, Impfungen/ Malariaprophylaxe, Visum

3. Wird ein Visum benötigt? Wenn ja, wie teuer?
Ja, ca. 150€. Kann man bei der ghanaischen Botschaft in Berlin beantragen (Link dazu auf der Seite des Auswärtigen Amtes).

4. Probleme mit Spenden und dem Zoll/der Fluggesellschaft? Tipps?
Nein, war gar kein Problem. Wir haben eine Bescheinigung von den Dental Volunteers mit in den Koffer gelegt.

5. Welche Sprache(n) sind ein Muss? Gab es Übersetzer vor Ort?
Englisch! (Für die Stammessprachen in den verschiedenen Dörfern findet man immer einen Übersetzer).

6. Was waren deine Aufgaben in dem Projekt? Welche Behandlungsstationen hast du durchlaufen?
v.a. Zahnreinigungen, Füllungen, Extraktionen, Schmerzbehandlungen. Alle Materialien haben wir mitgebracht (wurden von den Dental Volunteers gestellt), vor Ort wurden uns eine Liege oder ein Stuhl für die Patienten zur Verfügung gestellt.

7. Wie viel Geld hast du für welche Dinge ausgegeben (kurze Kostenübersicht)?
Flug ca. 500€, Transfer und Unterkunft 0€, Impfungen ca. 500€, Malariaprophylaxe 135€, Visum 150€, Corona-Tests für Ein- und Ausreise ca. 180€, Reisen nach dem Hilfseinsatz ca. 400€

8. Generelle Tipps für zukünftige Bewerber? Was hättest du vor Deiner Reise besser gewusst?
Cholera-Impfung auf jeden Fall machen, viele Medikamente gegen Durchfall mitnehmen.

Von: Marie Julie Vens und Silvana Bertram (Universität Jena)
Organisation: Dental Volunteers e. V.
Zeitraum: 14.01.22 - 11.02.22

Unser Abenteuer in einer anderen Welt begann nach ca. 13 Stunden Flug in Accra, der Hauptstadt von Ghana, wo uns Lizzy, eine nette Lehrerin aus Tamale, abholte. Der Kulturschock war perfekt: Accra ist laut, voll, bunt und heiß, und wenn man nicht aufpasst, wird man alle drei Minuten von einem Yellow-Yellow angefahren.
 
Dank Lizzy, die uns immer mehr ans Herz wachsen sollte , haben wir den ersten Tag überlebt und konnten am nächsten Tag in einem Mini-Flieger weiter nach Norden nach Tamale reisen, wo wir das Equipment des Vereins in Empfang nahmen und noch durch Einkäufe in der Stadt ergänzten. Am nächsten Tag ging es weiter nach Sang, der ersten Station unseres Hilfsprojekts. Hier befindet sich das „Nazareth Home for God’s Children“, ein Waisenhaus für fast 100 elternlose oder verstoßene Kinder. In Ghana werden behinderte Kinder leider häufig nicht von den Eltern akzeptiert und sich selbst überlassen oder sogar getötet. Wenn sie Glück haben werden diese Kinder von den Priestern der Umgebung gefunden und nach Sang gebracht, wo Sister Stan alles tut, um ihnen ein lebenswertes Leben zu ermöglichen. Wir haben dort eine große Familie vorgefunden, in der glückliche Kinder möglichst sorglos erwachsen werden können. Die Kinder haben uns sofort in ihren Bann gezogen und waren so neugierig, dass wir immer von einer Gruppe umzingelt waren. Was uns besonders beeindruckt hat, war das Verantwortungsbewusstsein, das die Kinder dort verinnerlicht haben. Hier wird sich umeinander gekümmert., behinderten Kindern wird bei allem mit Freude geholfen und die Kleinen werden von den Großen gefüttert, getragen und bespaßt.
 
Eineinhalb Wochen durften wir Teil dieser wunderbaren kleinen Welt sein und unseren Teil durch Zahnputzdemonstrationen und Check-ups dazu beitragen. Die Kinder haben neugierig und angstfrei alles mitgemacht und so konnten wir einigen durch dringend benötigte Zahnreinigungen, kleine Füllungen und auch einigen Extraktionen etwas Gutes tun. Wir haben viel dazu gelernt, v.a. bezogen auf den Umgang mit Kindern jeden Alters und auch mit behinderten Kindern. Dabei hatten wir immer Hilfe von Gladis, der  Krankenschwester des Nazareth Home, die uns eine richtige Freundin geworden ist.
 
Nach fast zwei Wochen mussten wir uns schweren Herzens von den Kindern und den Mitarbeitern verabschieden, denn unsere Reise sollte weiter gehen.
 
Der zweite Teil unseres Hilfseinsatzes führte uns dann nach Yendi. Dort wurden wir herzlich von Bischof Vincent aufgenommen und haben zwei schöne Zimmer bei ihm im Bischofshaus bekommen. Bei so viel Gastfreundschaft schält man sich fast gerne jeden Morgen um sechs aus dem Bett, stellt sich unter die (funktionierende, aber kalte) Dusche und schleppt sich anschließend um halb sieben zum allmorgendlichen Gottesdienst in die kleine Kapelle. Auch wenn wir in Deutschland sicherlich nicht so fromm sind, war es uns doch eine Ehre, dass der Bischof uns an diesem wichtigen Part seines Tages hat teilhaben lassen. Anschließend wurden wir mit einem reichhaltigen Frühstück verwöhnt, damit wir mit Gottes Hilfe und gut gestärkt in einen ereignisreichen Arbeitstag starten können.
 
Pünktlich um 8 hat uns Father Jonas abgeholt und uns auf der halbstündigen Fahrt alle Fragen beantwortet und versucht alles zu erklären, was es über Ghana zu wissen gibt. Gearbeitet haben wir nicht direkt in Yendi, sondern in Bachabordo. Das ist ein kleines abgelegenes Dorf in der Savanne bei Yendi, in dem der Verein „Hope for Ghana“ vor einigen Jahren den Bau einer kleinen Klinik auf die Beine gestellt hat, in der nun fleißige Pfleger alles tun, um den Menschen der umliegenden Dörfer eine möglichst gute medizinische Versorgung zu ermöglichen. Unsere zahnmedizinischen Instrumente (die wir jeden Abend in Yendi sterilisieren mussten, weil der Strom in Bachabordo nicht für den Sterilisator reicht) wurden auf der Huckelpiste ordentlich durchgeschüttelt. Bei unserer Ankunft in Bachabordo haben unsere neuen Arbeitskollegen und Freunde immer schon auf uns gewartet und die Bänke waren schon gut besetzt von wartenden Patienten. Es war nicht immer leicht, allen gerecht zu werden. Wir hatten lange Tage, an dessen Ende wir nicht selten enttäuschte Wartende wegschicken mussten, weil wir nicht genug Kapazitäten hatten, uns um alle zu kümmern. Es ist nicht leicht, damit umzugehen, wenn man Schmerzpatienten nicht helfen kann -sei es aus Zeitmangel oder weil einem schlicht die instrumentellen oder könnerischen Möglichkeiten fehlen… Umso schöner ist es dafür, wenn einem so viel Dankbarkeit für erfolgreiche Behandlungen entgegengebracht wird, wie wir es erleben durften. Am Ende unserer zwei Wochen in Bachabordo waren wir stolze Besitzer von drei lebenden Perlhühnern, 20 Yamswurzeln und 15 Eiern. Die lebendige Unterbringung dieser netten Geschenke nach unserer Abreise sollte sich später noch als sehr kniffelig darstellen, aber das ist eine andere Geschichte…
 
Auch sonst waren die Ghanaer immer sehr nett zu uns. Obwohl wir als „Weiße“ dem ein oder anderen sehr suspekt waren, haben alle immer nett gegrüßt, wenn wir durch das Dorf gelaufen sind, und uns alles gezeigt, was wir sehen wollten. Der Chief hat uns offiziell willkommen geheißen und seinen Dank ausgedrückt. Der Bischof hat uns regelmäßig zum Filme-gucken in seinem Wohnzimmer empfangen. Father Jonas hat uns an fast jedem Abend abgeholt und uns das „Nachtleben“ von Yendi gezeigt (die Ghanaer legen viel Wert darauf, dass man sich durch alle ihre lokalen Biere durchprobiert und das beste krönt). Und auch viele andere Pater der umliegenden Gemeinden haben uns zu netten Abenden zu sich eigeladen. Jede freie Minute, die da noch blieb, haben der Bischof und Father Jonas genutzt, um uns typisch ghanaische Feste zu zeigen. Wir durften an einer Hochzeit mitten in der Savanne teilnehmen, an einem dreieinhalbstündigen Sonntagsgottesdienst in der großen Kathedrale und an einer großen traditionellen Beerdigung.
 
Der Abschied nach den 2 Wochen fiel uns unglaublich schwer, aber wir bleiben in Kontakt mit unseren neuen Freunden, die auch weiterhin in den Messen für uns beten.
 
Mit Gottes Beistand konnten wir dann also unsere Rundreise durch ein wunderschönes Land antreten. Im Mole-Nationalpark haben wir die Elefanten in der Savanne bestaunt, im Kakum-Nationalpark sind wir in den Wipfeln des Regenwaldes gewandelt. Lizzy hat uns durch das Chaos auf dem Zentralmarkt von Kumasi geführt und in Cape Coast haben wir bei Nana zuhause eine neue ghanaische Familie gefunden, die uns in die traditionelle Kunst des Banku- und Fanti-Fanti-Kochens eingeführt hat.

Sechs Wochen nach unserem Eintritt in eine andere Welt, fanden wir uns dann also wieder am Flughafen in Accra wieder. Mit einem Koffer voller Souvenirs, einem Kopf voller Geschichten und einem Herzen voller neuer Freunde mussten wir diese wundervolle Welt nun wieder verlassen, aber diese Erfahrung kann uns keiner mehr nehmen!
 
Wir kommen wieder!

Zurück