Kenia - 2020

Jahr:
2020
Land:
Kenia
Universität:
Göttingen

Das Wichtigste auf einen Blick - Infos zu Kenia

1. In welchem Land hast Du famuliert? Name und Kontaktdaten der Organisation?
Ort: Kenia
Organisation und Kontakt:
Dentists for Africa e.V.
Belvederer Allee 25, 99424 Weimar
www.dentists-for-africa.de
E-Mail: info@dentists-for-africa.org
Tel.: 03634-9048590

2. Wie lange haben Deine Vorbereitungen in Anspruch genommen?

Vorbereitungen: insgesamt 4-5 Monate, Ca. 10 Monate vom ersten Kontakt mit Dentists for Africa bis zum Abflug. 3 Monate vorher haben wir alles Weitere organisiert wie Flüge, Impfungen, Auslandskrankenversicherung und Spenden

Impfungen: Gelbfieber, Tollwut, Hep A, Meningokokken, Thypus, Cholera (Kosten hat bei uns die Techniker Krankenkasse übernommen)

Versicherung: Die Famulanten schlossen privat eine Berufshaftpflichtversicherung und Reiserücktrittsversicherung ab, die auch im Ausland gilt und sie hatten die Möglichkeit über Dentists for Africa eine Berufsunfallversicherung (12€ pro angebrochenen Monat) für den Aufenthalt abzuschließen. Über eine Auslandskrankenversicherung verfügten sie schon zuvor.

Flug und Transfer: Flüge buchten die Famulanten über Air France. Für den Einsatzort Kisii empfiehlt sich ein weiterer Inlandsflug von Nairobi nach Kisumu. Dort wurden sie von einer Schwester persönlich abgeholt.

Unterkunft: Die Famulanten wohnten im Gästehaus auf dem Krankenhausgelände. Sie mussten sich dort um nichts selber kümmern. Dentists for Africa reservierte dies für uns im gewünschten Zeitraum. Kosten: 1000 KES pro Tag

3. Wird ein Visum benötigt? Wenn ja, wie teuer?
Ja. Visum kann bei der Einreise erworben werden und kostet 50 US$.

4. Probleme mit Spenden und dem Zoll/der Fluggesellschaft? Tipps?
Hier gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Vielleicht bereist ihr vorher/nacher auch noch andere Länder.
Jedem stehen bei KLM/ Kenya Airways 2x 23kg Gepäck und 1x12kg Handgepäck zu.
So nutzten die Famulanten je ein Gepäckstück für sich selbst und eins für Spenden. Die Famulanten haben keinen Zoll angemeldet, sondern reisten mit einer Spendenurkunde von Dentists for Africa und einer Liste der Materialspenden. Am Zoll fragte man nach Geschenken. Die Famulanten öffneten daraufhin einen Kleidungskoffer, indem sie kleine Seifen und Parfüms als Gastgeschenke verpackt hatten. Der Zoll wollte keinen weiteren Koffer sehen. Es empfiehlt sich also sehr ein paar Geschenke im Kleidungskoffer zu transportieren, um diese zeigen zu können.
In jedem Fall vorher bei der Fluggeselllschaft nachfragen.

5. Welche Sprache(n) sind ein Muss? Gab es Übersetzer vor Ort?
Englisch muss man beherrschen. Die Verständigung mit allen Mitarbeitern und Schwestern auf Englisch funktioniert sehr gut. Viele Einheimische sprechen allerdings nur wenig Englisch. Alle Mitarbeiter haben immer gerne für die Famulanten Kiswahili übersetzt, aber es ist durchaus sinnvoll einige wichtige Wörter Kiswahili selbst zu lernen.

6. Was waren deine Aufgaben in dem Projekt?
Durch die Zusammenarbeit mit Dentists for Africa ist die Zahnstation super ausgestattet. Die meisten Materialien sind aus Deutschland und waren den Famulanten aus der Uni bekannt. Es gibt in Kisii auch einen Ultraschallscaler, einen Apex-Locator und ein digitales Röntgengerät für Zahnfilme. Außerdem gibt es ein kleines zahntechnisches Labor. Zu den Aufgaben gehörten Aufklärung, Diagnosestellung, Füllungen, Fissurenversiegelungen, Wurzelkanalbehandlungen, PZRs, Extraktionen und die Teilnahmen an mobilen Einsätzen z.B. in Schulen.

7. Wie viel Geld hast Du für welche Dinge ausgegeben (kurze Kostenübersicht)?
Anmeldung ZAD 65 Euro  

Reiserücktrittversicherung ca. 150 Euro zu zweit

Flug ca. 700 Euro

Unterkunft + Verpflegung 1000 KES pro Tag (1Euro ≈ 124 KES)

Mitgliedbeitrag 25 Euro

Berufsunfallversicherung für 2 Monate 24 Euro (12€ pro angebrochenen Monat)

Privat gebuchte Safari 9 Tage zum Ende ca. 1800 Euro

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Insgesamt ca. 2500€. Flüge ca. 500€, Unterkunft im Guesthouse inklusive Verpflegung pro Tag 10€, Unterkunft auf Reisen zwischen 15-35€ pro Person über AirBnB und booking.com, Restaurantpreise je nach Gebiet günstiger oder ähnlich europäischer Preise (z.B. Pizza 8€, Seafoof 20-35€, Wasser 1,50€)

8. Generelle Tipps für zukünftige Bewerber?

Das solltet ihr euch vorher anschaffen/ mitnehmen:
Stirnlampe für mobile Einsätze, eigenes Desinfektionsmittel und Schutzkleidung, Moskitonetz + Mückenschutzmittel, (Hüttenschlafsack), umfangreiche Reiseapotheke, Taschenlampe für Stromausfälle, Teebeutel für Kräuter- oder Früchteteefans, Kaffeepulver und Filter für Kaffeefans, kleines scharfes Küchenmesser, Reiseadapter, gute Powerbanks und ggf. Mehrfachsteckerleiste (wenige Steckdosen), Packbeutel (Plastiktütenverbot in Kenia).

Wundert euch nicht über sehr schlechte Straßenverhältnisse. Wer schnell reisekrank wird, sollte sich überlegen, ob er nach Kenia möchte. Kisii liegt ziemlich ländlich und ist daher nicht wie Nairobi mit guten Straßen, Ampeln und Fußgängerwegen ausgestattet. Nackenhörnchen ist zum Abfedern der Hubbel empfehlenswert, vor allem auf Safari.

Bevor ihr euren Aufenthalt plant, fragt nach den Schulferienzeiten in Kenia. Haben die Kinder Ferien, ist kein Schulbesuch möglich und das solltet ihr euch nicht entgehen lassen.

Dentists for Africa wird euch einen super ausführlichen Leitfaden zu Verfügung stellen. Da steht wirklich alles erdenklich wichtige drin.

Zum Abschluss…
"Wir hatten eine wirklich unvergesslich schöne Zeit in Kenia. Die Kenianer sind immer offen und herzlich zu uns gewesen."

"Wenn du das hier liest und überlegst, eine Famulatur zu machen - tu es! Wir sind nach sechs Wochen Kenia sehr glücklich und voller neuer Erfahrungen wiedergekommen."

Von: Amelie Heins, Carolin Olbrisch, Nele Kobrow, Lisa Kramer (Uni Göttingen)
Organisation: Dentists for Africa
Zeitraum: 01.02.20 - 29.02.20

Wenn du das hier liest und überlegst, eine Famulatur zu machen - tu es! Wir sind nach sechs Wochen Kenia sehr glücklich und voller neuer Erfahrungen wiedergekommen.

Vorbereitung:
Unsere Auslandsfamulatur hat nicht im ersten Anlauf geklappt. Nach dem 8. Semester wollten wir nach Ghana, das scheiterte jedoch an der Betreuung. Für den Zeitraum haben wir keinen uns betreuenden Zahnarzt/Zahnärztin gefunden bzw. zweimal ist uns jemand kurzfristig abgesprungen, sodass wir 3 Wochen vor geplantem Abflug alles canceln mussten. Wir gaben nicht auf, im Herbst 2019 hatten wir das Examen gemeistert und waren nun zeitlich flexibel. Über eine Empfehlung von Kommilitonen waren wir auf den Verein „Dentists for Africa“ aufmerksam geworden. Dank der einfachen und schnellen Kommunikation mit Frau Hüttig kristallisierte sich der Februar als Famulaturmonat heraus.

Wir waren zu viert und wollten gerne nicht allzu weit auseinander oder am liebsten alle zusammen an einen Ort arbeiten. Da die meisten Stationen aber nur über eine Einheit verfügen und zu viert der Standort „überfüllt“ gewesen wäre, teilten wir uns auf. Caro und Amelie gingen nach Kisii, Nele und Lisa nach Asumbi.

Durch Dentists for Africa Vorstandsmitglied Arne Elvers-Hülsemann kamen wir mit dem langjährigen DfA Mitglied und afrikaerfahrenen Zahnarzt Dr. Hans-Jürgen Henze in Kontakt, der im selben Zeitraum wie wir in Asumbi stationiert war. „HaJü“ nahm sich uns an und überstand vor unserer Abreise in zwei Treffen unsere Fragenanstürme, wofür wir ihm sehr dankbar sind!

Da wir etwas knapp dran waren mit der Planung, galt es nun in Kürze alle nötigen Vorbereitungen zu treffen. Teils mussten Reisepässe kurzfristig noch verlängert werden, für die Impfungen haben wir uns im Göttinger Tropeninstitut beraten lassen. Das Thema Malariaprophylaxe wurde bei uns etwas kontrovers diskutiert, drei von vier haben die Prophylaxe durchgehend genommen, eine erst durchgehend, als wir Richtung Mombasa ins Hochrisikogebiet verreist sind.

Kurzfristig konnten wir noch einige Spenden sammeln, einen Dank möchten wir an dieser Stelle an Pluradent, Frasaco und einige Privatpraxen aussprechen, die uns so schnell Materialien zur Verfügung gestellt haben. Vorab hatten wir unsere Kontaktpersonen vor Ort gefragt, welche Materialien am dringlichsten benötigt werden.

Am Freitag, den 31.1.2020 war es dann endlich soweit, mit Phosphorsäure, Zangen und Anästhesie im Gepäck ging es ab Frankfurt mit Lufthansa direkt nach Nairobi. Dort sollte es am nächsten morgen weiter nach Kisumu gehen. Leider wurde unser Flug nach 8 Stunden Verspätung endgültig annulliert. Dank Sister John Mary, unserer Ansprechpartnerin für Asumbi, wurden wir kurzfristig für die Nacht über die Sisters in Nairobi untergebracht und sind am nächsten morgen mit dem Überlandbus von Easy Coach direkt nach Kisii gereist. Nach einem etwas holprigen Start waren Caro und Amelie nun endgültig an ihrem Zielort angekommen, für Lisa und Nele ging es per Fahrer in das 50 Minuten entfernte kleine Dorf Asumbi.

Arbeiten in Kisii:
Wir, Caro und Amelie, wurden herzlich empfangen durch die Sisters des Franziskanerordens, die seit 2007 das Christamarianne Mission Hospital Kisii führen und unsere Ansprechpartnerinnen vor Ort waren. Abends saßen wir bei Tee und Telenovela im Wohnzimmer des Convents zusammen. Untergebracht waren wir im Guesthouse. Das Leben dort ist sehr angenehm, wir hatten das ganze Haus für uns, einen großen Garten und wurden dreimal täglich mit reichlich kenianischem Essen versorgt. Chapati und Mandazi zählten zu unseren absoluten Lieblingsgerichten!

Am Montag ging es dann direkt nach der täglichen Assembly los. Dabei trifft sich morgens um 8 Uhr das Personal des Krankenhauses, um für eine Viertelstunde zusammen zu Beten und zu Singen, bevor es an die Arbeit geht. Die dental uni im ersten Stock fanden wir war mit Materialien erstaunlich gut ausgestattet. Es gibt zwei Behandlungsräume, ärgerlicherweise aber nur ein Winkelstück, sodass nur eine Einheit rotierend arbeiten kann. Auf dem zweiten Stuhl wurden deswegen meist nur Zähne gezogen.

Vor Ort lernten wir das Team kennen: Alex, ein Oral Health Officer (OHO), der wahnsinnig gut Zähne ziehen kann. Davine, eine Dental Hygienst, die alles organisiert. Sharon und manchmal Charles, beides Zahntechniker und Faith, ebenfalls eine OHO, die aber eigentlich gerade eine Station in Rongo aufbaut. Wir haben Alex anfänglich gefragt, wie hier das Behandlungsspektrum aussieht. Seine Antwort: 60 Prozent Extraktionen, 40 Prozent vor allem Füllungen oder selten WKB. Das sollte sich bewahrheiten! Prothetik wird eigentlich kaum gemacht.
Die Zustände waren anders als in Deutschland, eigentlich alle Patienten suchten einen Zahnarzt erst dann auf, wenn sie wirklich Schmerzen hatten. Besonders schockiert hat uns beispielsweise, wenn bei Kindern die bleibenden Sechser so zerstört waren, dass unter den dortigen Bedingungen nur noch die Extraktion als Option blieb.
Einmal in den drei Wochen, die wir in Kisii verbracht haben, haben wir eine Wurzelkanalbehandlung gemacht. Zahntechniker Charles konnten wir beim Präppen (ja, macht der Zahntechniker) und Einsetzen einer Brücke beobachten - alles in sehr interessanten Ausführungen und teils fernab jeder deutschen Lehrmeinung, aber es scheint zu funktionieren, das zählt.

Immer mittwochs ging es raus aufs Land, mit Zangen, Spiegeln und Spritzen im Gepäck. Für umgerechnet 50 Cent konnte sich die Landbevölkerung, die sonst oft keine finanziellen Möglichkeiten haben für eine Behandlung in die Stadt zu reisen, von uns befunden lassen. Auf Gartenstühlen und mit Stirnlampe ausgestattet konnten vor Ort Extraktionen durchgeführt werden. Brauchte der Patient eine Füllung, konnte man ihm eine Überweisung ausstellen, dass er in der Klinik weiterbehandelt werden konnte, dann übernahm der Verein die Behandlungskosten. Wir hatten das Gefühl, die Idee ist gut, aber letztlich kommen nur Wenige.

In der Zeit in Kisii haben wir viele spannende Fälle gesehen. Von extremen Zahnfehlstellungen durch frühzeitige Milchzahnextraktionen bis hin zu viel Caries profunda. Situationen, die wir im Studium selten gesehen hatten, gab es nun zuhauf. Auch dabei waren Patienten mit extremen Fluorosen. Besonders die Region Nakuru, die wir später bereist haben, hat einen großen Fluoridanteil im Wasser - beinahe bei jedem Lächeln konnten wir Fluorosen erkennen.

Als Highlight durften wir bei einer Tumor-OP von MKGler Dr. Simba zuschauen. Nach und nach haben wir uns gut in Kisii eingelebt. Nach anfänglicher Zurückhaltung durch die vielen Menschen, die häufig mit uns „Mzungu“ (Kiswahili für Weißer) ins Gespräch kommen wollten, akklimatisierten wir uns über die Zeit und fühlten uns am Ende sehr wohl. Mit Davine sind wir abends häufig in die Stadt, dank ihr fanden wir den großen Supermarkt und haben uns beim Schneider afrikanische Kleider schneidern lassen. Ansonstem haben wir an unseren freien Abenden im Garten entspannt. Nach drei Wochen nahmen wir wehmütig Abschied von Kisii um die letzte Woche mit den anderen beiden Mädels in Asumbi zu arbeiten.

Arbeiten in Asumbi:
In Asumbi sind wir nach dem Stopp in Kisii kurze Zeit später angekommen und hatten das Glück direkt auf Rolf Austermann, einen deutschen Zahnarzt aus Münster, zu treffen. Nachdem wir Tabitha, die uns mit reichlich Essen und Unterhaltung versorgte, kennenlernten, kam auch Sister John Mary zu uns. Sie ist die Ansprechpartnerin, die Leiterin des Hospitals und Kontaktperson vor Ort.

Das Guesthouse, in dem wir vom ersten bis zum letzten Tag der 4 Wochen übernachteten, ist gut gepflegt und wird durch Tabitha zum gemütlichen Zufluchtsort nach der Behandlung. Auch wir, Lisa und Nele, wurden drei Mal pro Tag mit gutem kenianischen Essen bekocht. Dabei gehörte Sukuma Wiki oder Matoke zu unseren täglichen Versorgungen.
Wir starteten direkt am ersten Tag mit der Behandlung von 10 Schulkindern der Grade 5, welche Herbert, der Oral Health Officer vor Ort, vor unserer Ankunft gescreent hatte. Herbert ist seit 7 Monaten in Asumbi tätig und ist ein sehr netter und aufgeschlossener Mensch, der uns von nun an tagtäglich begleitete. Vor allem bei Extraktionen und bei der Verständigung mit den Patienten, die kein Englisch sprechen, war er uns eine große Hilfe, auch wenn er selbst aus Uganda stammt und nicht fließend Kiswahili spricht. Rolf begleitete uns für die ersten zwei Wochen, befasste sich jedoch hauptsächlich mit den organisatorischen Dingen, sodass wir den größten Teil der Behandlungen übernahmen.

Da es einen Tag benötigte, uns mit den Materialien und der Ordnung der Dental Unit vertraut zu machen, lief der erste Tag noch sehr chaotisch ab. Zudem erschwerte uns der ständig überhitzte und damit ausfallende Kompressor die Arbeit, sodass wir zu der ein oder anderen Pause gezwungen wurden. Rolf löste dieses Problem jedoch schnell durch einen Ventilator, der den Kompressor kühlte und uns so ein reibungsloses Arbeiten für die nächsten 4 Wochen ermöglichte. In den darauffolgenden Tagen nutzen wir die Zeit vor oder nach den Behandlungen, uns besser zu koordinieren, die Arbeitsabläufe zu verinnerlichen und die Einheit aufzuräumen. Da wir vor allem die Schulkinder behandelten, war unsere zahnärztliche Tätigkeit geprägt von erweiterten Fissurenversiegelungen, Füllungen, Milchzahnextraktionen, aber leider auch Extraktion von bleibenden Zähnen, die entweder kariös zerstört waren oder in Fehlstellung durchgebrochen waren. Im Anschluss der Behandlungen, führten wir mir jeder Gruppe eine Gruppenprophylaxe durch, in der wir den Kindern den richtigen Umgang mit Zahnbürste und Zahnpasta beibrachten, über zahngesunde und –ungesunde Ernährung aufklärten und jedem Kind eine Zahnbürste und Zahnpasta schenkten. Zweimal fuhren wir außerdem zur Schule, um dort die weiteren Klassen zu screenen, sodass wir am neben der Klasse 5 auch die Klasse 6 und 8 behandelten.Neben den 10-12 Schülern, die wir tagtäglich behandelten, waren besonders vormittags auch noch andere Patienten, die auf der Bank vor der Einheit warteten, anwesend. Da, wie schon oft erwähnt, für die Menschen vor Ort Füllungen und Endos schlecht zu finanzieren sind, ist die Extraktion leider die häufigste Therapie der Wahl.

Nach den ersten zwei Wochen wurde Rolf von Hans- Jürgen Henze abgelöst, der uns in den nächsten zwei Wochen mit Rat und Tat beiseite stand. So hatten wir zu jeder Zeit einen erfahrenen Zahnarzt vor Ort, der uns in brenzligen Situationen und bei der ein oder anderen Entscheidungsfindung aushelfen konnte.

Die Ausstattung vor Ort mit Instrumenten und Füllungsmaterialen hat für die Versorgung gereicht. Da einmal die Phosphorsäure knapp wurde, wurde diese schnell aus Kisii bestellt. Speziell für die Endodontie haben wir versucht eine Bestandsliste zu erstellen und alle Nadeln und Instrumente aufzulisten, die noch fehlen. Prothetik wird in Asumbi nur sehr wenig betrieben. In den 4 Wochen, die wir dort verbrachten, wurde lediglich eine Oberkiefer- Prothese zum Ersatz von zwei Frontzähnen angefertigt. Diese wurde im Labor in Kisii hergestellt, ohne Klammern und nur sehr dürftig ausgearbeitet und poliert. Wir waren dennoch überrascht, wie gut sie letztendlich im Mund ausgesehen hat.

Die Einheit funktioniert soweit gut, nur die Absaugung lässt etwas zu wünschen übrig, aber auch das lernt man mittels Watterollen und viel Ausspucken einigermaßen zu kompensieren. Improvisation ist sicherlich einer unserer größten Erfahrungen vor Ort, jedoch immer vereinbart mit unserem medizinischen und hygienischen Denken. Es gibt nur einen Stuhl, an dem man rotierend arbeiten kann. Ein weiterer einfacher Stuhl, welcher nicht verstellbar und auch kein Licht hat, steht im Nebenraum und wird nur für Extraktionen benutzt. Eine Kopflampe ist also sehr vorteilhaft, um auch dort ausreichend Übersicht zu haben!

Unsere Freizeit in Asumbi haben wir mit vielen Spaziergängen durch das Dorf und die schöne Landschaft, zahlreichen Besuchen des lokalen Marktes und Karten spielen auf der Veranda verbracht. Wir haben uns in dem kleinen Dorf unheimlich wohl gefühlt und zu jeder Zeit sehr sicher. Die Einheimischen begrüßten uns alle sehr herzlich und vor allem die Kinder haben es uns angetan. So wurden wir häufig von einer ganzen Kinderschar begleitet und aus jeder Ecke hörte man ein freundliches „Mzungu, how are you?“ begleitet von einem herzlichen Lachen, wenn wir darauf antworteten. Auch an der Messe nahmen wir insgesamt dreimal teil. Die erste Messe erlebten wir in der Chapel der Sisters an einem Sonntag um 7.30 Uhr, welche sich aber nicht groß von einer katholischen Messe in Deutschland unterschied. Zudem findet zweimal im Monat eine Messe am Hospital für alle Angestellten und Patienten statt. Diese gestaltet sich etwas lebhafter und gefiel uns sehr gut. Zusammen mit Hans- Jürgen, Amelie und Caro leisteten wir in unserer letzten Woche auch einen Beitrag, um uns für unsere Zeit in Asumbi zu bedanken. So gaben wir zwei Lieder zum Besten, worüber sich alle sehr freuten. Unseren Abschied feierten wir zudem zusammen mit den älteren Schwestern, die von Sister John- Mary und Sister Margaret betreut werden, mit einem gemeinsamen Essen, Tanz und Gesang. Ein wirklich schöner Abschluss dieser wundervollen vier Wochen in Asumbi.

Freizeit:
Die freien Wochenenden haben wir für Ausflüge genutzt. Teils mit Famulanten von anderen Stationen ging es an den Victoria Lake nach Kisumu, in den Regenwald Kakamega und auf Safari in die Masai Mara. Alle Trips wurden uns dankenswerterweise von Sister Lawrencia organisiert. Im Nachhinein haben wir allerdings erfahren, dass es für die Masai Mara zumindest im Frühjahr übers Internet günstigere Möglichkeiten gibt, bei denen man dann sogar direkt im Park übernachten kann. Safari ist auf jeden Fall ein Muss - wir fanden es eine einzigartige Erfahrung!

Im Anschluss an unsere vier Wochen Famulaturzeit haben wir uns noch zwei Wochen Zeit genommen, Kenia Richtung Osten weiter zu bereisen. Über Nakuru, wo wir einen kalten Vulkan bestiegen haben, ging es mit dem Madaraka-Express und Blick auf den Kilimandscharo von Nairobi nach Mombasa. Dort hat uns erstmal der Schlag getroffen, 34 Grad und gefühlte 100 Prozent Luftfeuchtigkeit. Einen Tag haben wir uns Mombasas Altstadt angeschaut, bevor es am nächsten Tag zu unserem lang ersehnten Ziel Diani Beach ging. Wir genossen fünf Tage Strandleben unter Palmen mit frischen Kokosnüssen und Kamelritt, bevor es zum Abschluss nach Nairobi ging. Dort waren wir erstaunt, wie westlich das Leben sein kann. Wir hatten vorher auf Reisen Deutsche kennengelernt, die über Projekte für mehrere Monate dort leben und an unserem letzten Abend mit ihnen das african nightlife erlebt - nicht verpassen!

Unser Fazit nach sechs Wochen: Kenia ist ein faszinierendes Land mit vielen Gegensätzen. Die Leute im Westen und gerade auf dem Land leben in einfachen Verhältnissen, sind aber immer wahnsinnig herzlich und gut drauf. Auch wir haben festgestellt, dass es manchmal zum Leben eigentlich gar nicht so viel braucht und hoffen, wir können uns von der Gelassenheit der Kenianer eine Scheibe abschneiden.
Zahnmedizinisch haben wir viel gelernt und gesehen und hoffen, dass es in der Zukunft möglich sein wird, dass die konservierende Zahnmedizin noch mehr Einzug hält.
Ein bisschen haben wir uns in Kenia verliebt, wollen jetzt etwas Arbeitserfahrung sammeln und dann auf jeden Fall nochmal wiederkommen!

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