Kenia - 2024

Jahr:
2024
Land:
Kenia
Universität:
Regensburg

Das Wichtigste auf einen Blick - Infos zu Kenia

1. In welchem Land hast Du famuliert? Name und Kontaktdaten der Organisation?
Ort: Kenia
Organisation und Kontakt:
Dentists for Africa e.V.
Belvederer Allee 25, 99424 Weimar
www.dentists-for-africa.de
E-Mail: info@dentists-for-africa.org
Tel.: 03634-9048590

2. Wie lange haben Deine Vorbereitungen in Anspruch genommen?

Vorbereitungen: insgesamt 4-5 Monate, Ca. 10 Monate vom ersten Kontakt mit Dentists for Africa bis zum Abflug. 3 Monate vorher haben wir alles Weitere organisiert wie Flüge, Impfungen, Auslandskrankenversicherung und Spenden

Impfungen: Gelbfieber, Tollwut, Hep A, Meningokokken, Thypus, Cholera (Kosten hat bei uns die Techniker Krankenkasse übernommen)

Versicherung: Die Famulanten schlossen privat eine Berufshaftpflichtversicherung und Reiserücktrittsversicherung ab, die auch im Ausland gilt und sie hatten die Möglichkeit über Dentists for Africa eine Berufsunfallversicherung (12€ pro angebrochenen Monat) für den Aufenthalt abzuschließen. Über eine Auslandskrankenversicherung verfügten sie schon zuvor.

Flug und Transfer: Flüge buchten die Famulanten über Air France. Für den Einsatzort Kisii empfiehlt sich ein weiterer Inlandsflug von Nairobi nach Kisumu. Dort wurden sie von einer Schwester persönlich abgeholt.

Unterkunft: Die Famulanten wohnten im Gästehaus auf dem Krankenhausgelände. Sie mussten sich dort um nichts selber kümmern. Dentists for Africa reservierte dies für uns im gewünschten Zeitraum. Kosten: 1000 KES pro Tag

3. Wird ein Visum benötigt? Wenn ja, wie teuer?
Ja. Visum kann bei der Einreise erworben werden und kostet 50 US$.

4. Probleme mit Spenden und dem Zoll/der Fluggesellschaft? Tipps?
Hier gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Vielleicht bereist ihr vorher/nacher auch noch andere Länder.
Jedem stehen bei KLM/ Kenya Airways 2x 23kg Gepäck und 1x12kg Handgepäck zu.
So nutzten die Famulanten je ein Gepäckstück für sich selbst und eins für Spenden. Die Famulanten haben keinen Zoll angemeldet, sondern reisten mit einer Spendenurkunde von Dentists for Africa und einer Liste der Materialspenden. Am Zoll fragte man nach Geschenken. Die Famulanten öffneten daraufhin einen Kleidungskoffer, indem sie kleine Seifen und Parfüms als Gastgeschenke verpackt hatten. Der Zoll wollte keinen weiteren Koffer sehen. Es empfiehlt sich also sehr ein paar Geschenke im Kleidungskoffer zu transportieren, um diese zeigen zu können.
In jedem Fall vorher bei der Fluggeselllschaft nachfragen.

5. Welche Sprache(n) sind ein Muss? Gab es Übersetzer vor Ort?
Englisch muss man beherrschen. Die Verständigung mit allen Mitarbeitern und Schwestern auf Englisch funktioniert sehr gut. Viele Einheimische sprechen allerdings nur wenig Englisch. Alle Mitarbeiter haben immer gerne für die Famulanten Kiswahili übersetzt, aber es ist durchaus sinnvoll einige wichtige Wörter Kiswahili selbst zu lernen.

6. Was waren deine Aufgaben in dem Projekt?
Durch die Zusammenarbeit mit Dentists for Africa ist die Zahnstation super ausgestattet. Die meisten Materialien sind aus Deutschland und waren den Famulanten aus der Uni bekannt. Es gibt in Kisii auch einen Ultraschallscaler, einen Apex-Locator und ein digitales Röntgengerät für Zahnfilme. Außerdem gibt es ein kleines zahntechnisches Labor. Zu den Aufgaben gehörten Aufklärung, Diagnosestellung, Füllungen, Fissurenversiegelungen, Wurzelkanalbehandlungen, PZRs, Extraktionen und die Teilnahmen an mobilen Einsätzen z.B. in Schulen.

7. Wie viel Geld hast Du für welche Dinge ausgegeben (kurze Kostenübersicht)?
Anmeldung ZAD 65 Euro  

Reiserücktrittversicherung ca. 150 Euro zu zweit

Flug ca. 700 Euro

Unterkunft + Verpflegung 1000 KES pro Tag (1Euro ≈ 124 KES)

Mitgliedbeitrag 25 Euro

Berufsunfallversicherung für 2 Monate 24 Euro (12€ pro angebrochenen Monat)

Privat gebuchte Safari 9 Tage zum Ende ca. 1800 Euro

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Insgesamt ca. 2500€. Flüge ca. 500€, Unterkunft im Guesthouse inklusive Verpflegung pro Tag 10€, Unterkunft auf Reisen zwischen 15-35€ pro Person über AirBnB und booking.com, Restaurantpreise je nach Gebiet günstiger oder ähnlich europäischer Preise (z.B. Pizza 8€, Seafoof 20-35€, Wasser 1,50€)

8. Generelle Tipps für zukünftige Bewerber?

Das solltet ihr euch vorher anschaffen/ mitnehmen:
Stirnlampe für mobile Einsätze, eigenes Desinfektionsmittel und Schutzkleidung, Moskitonetz + Mückenschutzmittel, (Hüttenschlafsack), umfangreiche Reiseapotheke, Taschenlampe für Stromausfälle, Teebeutel für Kräuter- oder Früchteteefans, Kaffeepulver und Filter für Kaffeefans, kleines scharfes Küchenmesser, Reiseadapter, gute Powerbanks und ggf. Mehrfachsteckerleiste (wenige Steckdosen), Packbeutel (Plastiktütenverbot in Kenia).

Wundert euch nicht über sehr schlechte Straßenverhältnisse. Wer schnell reisekrank wird, sollte sich überlegen, ob er nach Kenia möchte. Kisii liegt ziemlich ländlich und ist daher nicht wie Nairobi mit guten Straßen, Ampeln und Fußgängerwegen ausgestattet. Nackenhörnchen ist zum Abfedern der Hubbel empfehlenswert, vor allem auf Safari.

Bevor ihr euren Aufenthalt plant, fragt nach den Schulferienzeiten in Kenia. Haben die Kinder Ferien, ist kein Schulbesuch möglich und das solltet ihr euch nicht entgehen lassen.

Dentists for Africa wird euch einen super ausführlichen Leitfaden zu Verfügung stellen. Da steht wirklich alles erdenklich wichtige drin.

Zum Abschluss…
"Wir hatten eine wirklich unvergesslich schöne Zeit in Kenia. Die Kenianer sind immer offen und herzlich zu uns gewesen."

"Wenn du das hier liest und überlegst, eine Famulatur zu machen - tu es! Wir sind nach sechs Wochen Kenia sehr glücklich und voller neuer Erfahrungen wiedergekommen."

Name: Alina Duerr

Organisation: Dentists for Africa | Diocese of Kakamega ST. Elizabeth Mission Hospital Mukumu

Zeitraum: 01.03.2024-30.03.2024

 

Einsatzbericht Mukumu


Im Verlauf des Studiums hatten wir mit einigen Kommilitonen Kontakt, welche von Auslandseinsätzen und Famulaturen in Afrika schwärmten. Bald lag es auch für uns sehr nahe solch eine Erfahrung machen zu wollen. Nach kurzer Recherche erfuhren wir von dem gemeinnützigen Verein Dentists for Africa und durchstöberten die Seite, sowie unzählige Einsatzberichte. Schnell wurde klar, dass wir mit Dentists for Africa den richtigen Partner für unser Vorhaben gefunden haben. Nach Kontaktaufnahme hatten wir auch schon umfangreiche Infos und Richtlinien für unseren geplanten Einsatz. Mitsamt einem Webinar und Vorbesprechungen gewannen wir einen optimalen Einblick in die Organisation und deren Projekte. Schnell fühlten wir uns optimal vorbereitet und in kompetenten Händen.
Nachdem wir uns die Einsatzrichtlinien durchgelesen hatten, ging es auch direkt schon an die Vorbereitung. Der Reisepass wurde also aktualisiert, Impfungen beim Tropenmediziner eingeholt, und das Visum beantragt. Insgesamt verlief alles unkompliziert. Generell sollte man nur den Tipp geben, den Letter of Invitation frühzeitig zu beantragen, da die Mühlen in Kenia langsamer mahlen. Dafür bekommt man das Visum sehr zügig und ohne weitere Probleme. Die Flüge waren auch schnell gebucht, und genügend Aufgabegepäck eingeplant, um etwaige Spenden und Instrumente mitnehmen zu können. Generell lässt sich empfehlen, von Nairobi noch einen Extraflug nach Kisumu zu buchen. Eine größere Stadt, circa 45 Minuten von Mukumu entfernt. Dies spart nicht nur viel Zeit, sondern erleichtert auch die Abholung erheblich.


Bei der Spendenanfrage können wir empfehlen, besonders viele Firmen anzuschreiben. Vor allem die kleineren Firmen waren meist sehr von unserem Vorhaben begeistert und spendeten wirklich reichlich. Es lässt sich empfehlen Kasackfirmen, Dentalbüros und einzelne Hersteller anzuschreiben. Meist sind einige Restbestände oder Instrumente optimal für den Einsatz nutzbar, wie eine Zahnärztin, die prompt 15 Kilo Instrumentarium zusendete, als sie von unserem Einsatz erfuhr.
Was im Koffer auf keinen Fall fehlen darf, sind Sonnencremes, eigene Stirnlampe, Schutzbrille, einige Kasacks, ein eigenes Mosquitonetz und vor allem latexfreie Handschuhe. Von uns dreien hatte ausnahmslos jeder Unverträglichkeiten gegen die gepuderten Latexhandschuhe vor Ort.


Mit allen Vorbereitungen erledigt, waren wir sehr gespannt konnten unseren kommenden Einsatz kaum noch erwarten. Von München ging es dann mit einem Zwischenstopp in Istanbul nach Nairobi und dann mit einer kleineren Maschine weiter nach Kisumu. Dort wurden wir von Euphemia und Chris (dem Fahrer) abgeholt. Von dort aus fuhren wir eine gute halbe Stunde Richtung Norden in eine sehr ländlich gelegene Mukumu. Schon der Blick aus dem Fenster gab uns einen ersten Einblick, wie das Leben in Afrika abläuft. Vor den Wellblechhütten am Straßenrand war ein reges Getümmel. Der eine repariert oder reinigt ein Motorrad, der Nächste zimmert ein Bett und zwischendrin werden an kleinen Ständen Pommes, Samsosas oder Früchte verkauft. Überall grasten Ziegen und Kühe am Wegrand und an der ein oder anderen Ecke wurde Müll verbrannt. Auf dem Weg machten wir halt an einem Supermarkt um Milch, Kaffee und ein paar Snacks zu besorgen. Als wir dann im St.Elisabeth Hospital in Mukumu ankamen, wurden wir im Guesthouse von Sister Agnes und ihrem Team sehr herzlich mit Gesang und einem Kuchen empfangen. Der Koch Nelson, der uns von nun an jeden Tag im Guesthouse verpflegte und
umsorgte hatte uns schon einen frischen Saft aus regionalen Früchten vorbereitet. Nachdem wir unser sehr großzügiges Zimmer bezogen haben und uns kurz ausgeruht hatten, haben wir mit Sister Agnes zu Mittag gegessen. Nach einem gemeinsamen Gebet probierten wir zum ersten Mal Ugali, Kochbananen und Fisch aus dem Victoriasee. Nachmittags führte uns Euphemia noch über das sehr große Krankenhausgelände und machte uns mit den wichtigsten Leuten bekannt. Alle hießen uns sehr herzlich willkommen und schienen sich sehr über unseren Besuch zu freuen.


Am nächsten Tag lernten wir Benard unseren COHO kennen. Er ist ein Zahnarzt aus Uganda und leitet die Zahnstation in Mukumu. Er zeigte uns den Behandlungsraum und zusammen gingen wir die vorhandenen Materialien, sowie unsere mitgebrachten Spenden durch und sortierten diese. Am Montag konnte es dann mit den ersten Patientenbehandlungen los gehen. Schon bei der ersten Patientin, die wir durch eine Extraktion ihres 6ers von ihren Schmerzen befreien konnten, merkten wir die unglaubliche Herzlichkeit und Dankbarkeit der Kenianer. Obwohl die ältere Dame kein Englisch verstand und versuchte auf Suaheli mit uns zu reden, konnten wir ihre unendliche Dankbarkeit und Freude über unsere Hilfe verstehen. Wir waren überwältigt und direkt motiviert ein paar wichtige Ausdrucksweisen auf Suaheli zu lernen, damit wir auch mit den Patienten kommunizieren zu können, die kein Englisch verstehen. Gerade bei den ganz kleinen Kindern sowie bei älteren Leuten erwies sich das schon bald als sehr nützlich. Leider war der Patientenandrang an den ersten beiden Tagen sehr begrenzt. Da der Großteil der Leute vor Ort schon Schwierigkeiten hat die Anfahrt zum Krankhaus zu bezahlen, kamen die meisten Patienten erst, wenn die Schmerzen nicht mehr auszuhalten waren. Die freie Zeit nutzten wir um mit Bernard und Euphemia unsere kommenden Schuleinsätze zu planen und die Materialien und Medikamente vorzubereiten. Am Mittwoch ging es dann los: Gemeinsam mit einem ganzen Team aus Krankenschwestern und Helfern, fuhr uns Erik (der Krankenwagenfahrer) mit unserem Equipment zur ersten Schule. Schon als sich das Tor öffnete und die Kinder uns im Auto sahen, liefen sie uns entgegen. Es war unglaublich mit was einer Freude sie uns empfingen. Die Lehrer versammelten die knapp 1000 Schüler im Innenhof, sodass wir ihnen einen kurzen Vortrag über Mundhygiene und die richtige Putztechnik geben konnten. Anschließend untersuchten wir Klasse für Klasse die Schüler, um diejenigen mit Behandlungsbedarf herauszufiltern. Wir erstellten eine Liste und baten die Schulleitung das Einverständnis der Eltern für eine Behandlung einzuholen.


An den nächsten Tagen wiederholten wir diesen Vorgang an zahlreichen Schulen. Mal eher in der Nähe, mal weiter weg gelegen. Jedes Mal aber zogen grüne Landschaften und Tiere aller Art an uns vorbei. Weil eben alles so anders als bei uns in Deutschland ist, war jede Autofahrt sehr spannend. Bei allen Schulen stürmten uns beim Betreten des Geländes schon unzählige Kinder entgegen die es zu screenen galt. Die Aufregung war ihnen anzusehen. Immerhin ist es bei den meisten Kindern das erste Mal, dass sie weiße Menschen sehen. Auch das blonde Haar von Alina war jedes Mal eine Attraktion für die Kinder. Selbst die Lehrer wollten unbedingt ein Foto von sich und dem Team haben. Alles in allem also eine sehr schöne und interessante Erfahrung. Interessant war auch das Screening der Kinder. Von sehr gesunden Gebissen bis stark sanierungsbedürftigen Zähnen war alles dabei. Auch viele Zahnanomalien wie verschmolzene Zähne, Pfeilerzähne und vor allem mehrfach angelegte Zähne waren keine Seltenheit. Das war definitiv eine Bereicherung für unsere spätere Arbeit. Wir staunten dennoch nicht schlecht, als wir nach mehreren tausend gescreenter Kinder im Alter von 3 bis 16 erfuhren, dass wir erst 6 von 30 Schulen abgearbeitet hatten. Dies stellte für uns erst einmal in Perspektive, wie hoch der zahnmedizinische Behandlungsbedarf vor Ort tatsächlich ist.
Doch am Freitag konnten wir es endlich anpacken. Da uns ein weiterer Zahnarzt aus Kakamega unterstützen konnte, hatten wir genug Kapazitäten um nicht nur zu screenen, sondern auch direkt zu Behandeln. Also nahmen wir die Extraktionszangen in die Hand uns machten uns ans Werk. Leider war es meist schon viel zu spät um die Milchzähne mit Füllungen zu versorgen. Die wenigen, die jedoch mit Füllungen zu retten waren schrieben wir auf, und motivierten sie uns zeitnah in der Dental Unit zu besuchen. Generell ist die Behandlung in einer Schule vor Ort ein sehr interessantes und zum Nachdenken anregendes Erlebnis. Es tut einem schon extrem Leid einem vierjährigen Kind die Milchfünfer, oder einem 7 jährigen Kind 2 Bleibende Backenzähne ziehen zu müssen. Jedoch war es oft die letzte Option. Angeleitet von den COHO´s vor Ort, welche als Meister der Extraktion gelten können, lernten wir sehr viel über den Umgang mit kleinen Kindern, Zahnwechsel und generelle Tipps und Tricks.
Nach getaner Arbeit ging es wieder zurück ins Krankenhaus. Wir genossen die von unserem Koch Nelson vorbereiteten Speisen und ließen bei einem frisch gepressten Saft die Erlebnisse vom Tag auf uns wirken.


Nach einer aufregenden ersten Woche konnten wir am Wochenende dann etwas entspannen. Wir begleiteten Euphemia zur Kirche. Der Glaube hat für die meisten Kenianer einen sehr hohen Stellenwert und auch hier waren wir total begeistert mit wie viel Gesang und Freude der Gottesdienst gestaltet war. Nach gut 3 Stunden in der Kirche, waren wir dann doch recht geschafft. Am Nachmittag fuhren wir gemeinsam mit Nelson, Euphemia und Cicilia zum Crying Stone (eine Felsformation nicht weit vom Krankenhaus entfernt). Dort wurden wir von einer Dame durch einen sehr schönen, fast schon tropischen Wald geführt, bis wir zu den bekannten Felsen und Höhlen kamen. Von ihr erfuhren wir die Legende, die hinter diesen Felsformationen steckte und sie deshalb so besonders macht. Anschließend ging es mit einem weiteren Tuktuk weiter nach Kakamega, wo wir über den Markt schlenderten und in einem größeren Supermarkt einkauften. Am Sonntag ist Markttag. Nach der Kirche erledigen die Meisten Kenianer ihre Einkäufe für die Woche. Wir suchten uns also eine Begleitung und schauten uns das wilde Treiben am Straßenrand und auf dem Marktplatz an. Es ist sehr empfehlenswert nie ohne Begleitung das bewachte Krankenhausgelände zu verlassen, da wir gerade in diesen armen Gegenden alleindurch unsere Hautfarbe großes Aufsehen erregen. Da Weiße automatisch als sehr reich gelten, kommt es vor, dass man nach Geld gefragt wird oder einem die gleichen Produkte für den 10fachen Preis angeboten werden.
In den folgenden Tagen ging es dann, abhängig von der Menge der Schüler, jeden Tag zu ein bis maximal 3 Schulen am Tag. An manchen Schulen screenten wir die Schüler nur, um in den folgen Tagen zur Behandlung wieder zu kommen und an anderen hatten die Lehrer bereits organisiert, dass einige der Eltern vor Ort waren, sodass wir direkt mit den Behandlungen starten konnten. Wir merkten schnell, dass die kenianische Pünktlichkeit eine andere ist, als die, die wir von Deutschland kannten. So kam es manchmal vor, dass wir zur besagten Uhrzeit alleine vor der dental Clinic standen. Wir lernten aber bald damit umzugehen und passten unser Zeitmanagement auf die kenianische Gelassenheit an. Da wir nach langer Zeit die ersten deutschen Studenten an diesem Standort waren, war es anfangs eine große Herausforderung das neu zusammengestellte Team aus Ärzten und Krankenschwestern, sowie die Kommunikation mit den vielen verschiedenen Schulen so zu koordinieren, dass jeder Tag reibungslos ablaufen konnte. Das ganze Team war aber immer sehr bemüht und kritikfähig und schon nach einigen Tagen merkte man, dass die Abläufe immer routinierter wurden.


Am Wochenende war es dann soweit. Zusammen mit Chris, dem Fahrer, holten wir unseren Studienkollegen Jakob ab. Er war genau so überwältigt von der kenianischen Lebensweise wie wir. Das fröhliche Treiben am Straßenrand, die unzähligen Marktstände und die vielen Tiere sind sehr eindrucksvoll. Wir führten ihn durch das Klinikgelände und machten ihn mit allen bekannt. Danach gingen wir wieder auf den Markt, um frisches Obst zu kaufen. Selbst die örtlichen Früchte sind nicht mit denen in deutschen Einkaufsmärkten zu vergleichen. Sowohl die Ananas als auch die Mangos sind deutlich fruchtiger und durchgereifter. Besonders haben uns aber die etwas teureren Babybananen gefallen, welche einen süßeren und auch intensiveren Geschmack besaßen als das größere Äquivalent. Ich für meinen Teil werde jedoch am meisten die Stachelannone vermissen, welche von örtlichen aufgrund ihrer großen Kerne, die beim Essen zurück auf den Teller fallen, als „Klack Klack“ bezeichnet werden. Ihr geleeartiges Fruchtfleisch ist von unbeschreiblichem Geschmack, der komischerweise an Brause erinnert. Es ist sehr schade, dass wir nach unserem Einsatz auf kenianische Früchte verzichten werden müssen.
Unser Begleiter Blair erzählte uns, dass am nächsten Tag ein Bullenkampf stattfinden würde. Ein örtliches Event, welches ziemlich gefährlich ist und manchmal leider auch tödlich ausgeht. Schaulustige versammeln sich dabei um den Bullenkampf und schließen wetten ab, welches Tier gewinnt. Also mieden wir natürlich am nächsten Tag dieses Ereignis und verbrachten ihn mit etwas unspektakulärerem wie Essen zubereiten und Wäsche waschen. Dafür war das Guesthouse auch bestens ausgestattet. Kurz vor unserer Ankunft besorgte Sister Agnes, die Klinikleitung, neue Küchengeräte und auch eine neue Waschmaschine. Abends berichteten wir unserem dazugestoßenem von unseren bisherigen Erlebnissen und genossen abermals sehr lecker zubereitete Speisen unseres Koches Nelson.


Mit tatkräftiger Unterstützung unseres Kollegen ging es in den folgenden Tagen weiter mit den Schulbesuchen. Mit einem relativ großen Team wurden wir immer routinierter und effektiver. Viel lernten wir über Extraktion und Diagnose. So konnten wir unser Wissen aus dem Studium deutlich ausbauen und festigen. Den genauen Zahnwechsel werden wir wohl nie wieder vergessen. Es ist wirklich beeindrucken wie viele Schulen die Region um Mukumu aufweist. Verglichen mit Deutschland gab es sehr viele Kinder und demzufolge auch sehr viel Behandlungsbedarf. Wir verteilten überall Zahnbürsten an die Kinder, welche fleißig ihre neu gelernten Putztechniken ausprobierten. Aber über die Zeit wurde uns auch klar, dass die mangelnde Zahnhygiene viel weniger an fehlender Motivation, als an unzureichender Aufklärung liegt. Aussagen wie „mein Kind ist zu jung für Karies“ oder „Milchzähne fallen doch eh aus“ waren leider keine Seltenheit. Umso wichtiger ist es, für die Dental Clinic Mukumu und spätere Einsatzleistende die Prophylaxe-arbeit und Behandlung fortzuführen. Da machen wir uns aber bei den kompetenten Händen von Dentists for Africa und bei dem außerodentlich Motivierten Team in Mukumu keine Sorgen. Wir fuhren die Woche weitere Schulen ab, genossen die wunderschöne Landschaft und die immer netten, sich über unseren Besuch sehr freuenden Kinder. Auch die ständigen Fotoshootings mit Kindern, Lehrern, Eltern und der Schulkuh ließen wir natürlich gerne über uns ergehen.
Nach getaner Arbeit kommt aber auch bekanntlich das Vergnügen. Am Wochenende fuhren wir mit Martin, einem von Dr. Niesel wärmstens empfohlenen Safariguide, zum Masai Mara Nationalpark. Unglaubliche Landschaften zogen an uns vorbei. Von grün sprießenden Teefeldern über wilden Jungeln bis eindrucksvollen Gebirgen war wirklich alles dabei. Halt machten wir an einem sehr guten Restaurant und hatten eine sehr schöne Unterhaltung mit unseren Fremdenführern über das Leben in Kenia.
Am nächsten Morgen ging es schon los. Wir standen extra früh auf, da die Tiere zur Morgendämmerung besonders aktiv sind. Es ist wirklich atemberaubend wie viele und besondere Tiere man sieht. Gepaart mit den schier unendlichen und wunderschönen Landschaften fühlt man sich wirklich wie auf einem anderen Planeten. Keine 50 Meter voneinander entfernt finden sich Antilopen, Giraffen, Elefanten und Büffel. Sogar Löwen, Nilpferde und Alligatoren konnten wir sehen. Extremes Glück hatten wir damit, dass wir sogar einen Geparden zu Gesicht bekamen. Nach solch einem Tag ist man jedoch wirklich geschafft und froh den Abend bei einer wunderschönen Aussicht und einem Getränk ausklingen zu lassen. Wir können einen Ausflug in den Masai Mara Nationalpark, vor allem mit Martin, wärmstens empfehlen. Wenn man schonmal in Kenia ist muss man das Erleben. Wahrlich einzigartig.
Nun stand aber wieder die Arbeit im Vordergrund. Zusammen mit Dentists for Africa konnte es ermöglicht werden, von Montag bis Mittwoch kostenlose Behandlung anzubieten. Montags kamen jedoch erstmal nur die ganzen Schulkinder, welche entweder Füllungen benötigten, unseren Besuch verpassten, oder bei unserem Schulbesuch keine Einwilligung dabeihatten. Doch wie der Zufall es wollte, war Montag morgens unser Kompressor defekt. Schnell wurde jedoch ein neuer von einem Schweißershop in der Nähe geliehen, damit die Behandlung weitergehen konnte. Denn ohne Kompressor keine Turbine und somit auch keine Füllungen. Ein neuer wurde schnell bestellt und sollte schon am nächsten Tag ankommen. Als dann wieder alles funktionierte, lief alles wieder wie am Schnürchen. Unzählige Kinder kamen fröhlich und erwartend zur Behandlung und auch mit der Angst vor Spritzen verlief alles, bis auf ein paar Ausnahmen, reibungslos. Es entstanden sehr viele schöne Momente und Lernerlebnisse. Natürlich gab es als Belohnung auf den Zahnarztbesuch für jedes Kind Zahnbürsten.


Bis zum nächsten Tag hatte sich auch im Dorf schon herumgesprochen, dass in der Dental Clinic kostenlose Behandlung angeboten wurde. Das merkten wir sofort daran, dass wir uns vor Patienten gar nicht mehr retten konnten. Es waren einige Extraktionen, vor allem von Weisheitszähnen und Wurzelresten angesagt. Leider mussten bei manchen Patienten auch fast alle Zähne gezogen werden. Jedoch waren selbst bei solchen Behandlungen alle Menschen ausnahmslos extrem dankbar. Sehr viele Füllungen standen aber auch an der Tagesordnung. Von Fissurenversiegelungen, über Zahnhalsfüllungen bis zur klassischen MOD war alles vorhanden. Manchmal kamen auch Patienten, die sich alte Amalgamfüllungen durch moderne Kompositfüllungen ersetzen lassen wollten. Besonders Spaß machten und Frontzahnaufbauten bei Kindern, welche sich vor längerer Zeit beim Spielen Zahnkanten abgebrochen hatten. Die Freude in den Augen nach getaner Arbeit war jedoch bei jedem Patienten ein sehr erfüllendes Gefühl. Abszesse und Fisteln waren aber auch keine Seltenheit. Oft sah man kieferorthopädisch stark behandlungsbedürftige Gebisse. Auch allgemeinärztlich/zahnärztlich wurde man gefordert. Wir sollten uns nämlich auch ab und zu Patienten in der Klinik anschauen. Darunter war ein sehr netter Herr, der sich bei einem Anfall stark auf die Zunge gebissen hatte.
Der nächste Tag verlief sehr ähnlich. Die Stimmung mit unserem COHO im Behandlungsraum war immer eine sehr entspannte und witzige. Ständig wollten Patienten Fotos mit unserem Team machen und waren überaus dankbar. Wir behandelten fleißig weiter so viele Patienten ab wie wir konnten. Wir hoffen, dass sich die Kenianer vor Ort auch weiter gern zahnärztlich Behandeln lassen werden und die von unserem Team gegebenen Prophylaxetipps umsetzen. Die Arbeit ist eben noch lange nicht getan.
Langsam neigte sich unser Aufenthalt dem Ende zu. Bei so vielen neuen Eindrücken, Begegnungen und neu geschlossenen Freundschaften vergingen die 4 Wochen wie im Flug. Da wir so herzlichst versorgt und aufgenommen wurden, wollten wir uns bei allen Leuten vor Ort dankbar zeigen. Da gerade unser Koch Nelson großes Interesse an der deutschen Küche äußerte, beschlossen wir bei einer Abschlussfeier ein paar Gerichte aus unserer Heimat zu kochen. Wir fuhren also zu einem großen Supermarkt in Kakamega und hofften dort alle Zutaten für Kartoffelgratin, Nudelsalat und Eiersalat zu bekommen. Kuchen und Wein durften für unseren letzten Abend natürlich auch nicht fehlen. Euphemia war uns dabei behilflich eine Einladung an alle zu senden, die uns auf unserem Aufenthalt zur Seite standen. Am Tag vor unserem Abflug waren wir also gut mit kochen, packen und vorbereiten beschäftigt, bis dann abends knapp 20 Leute ins Guesthouse kamen um mit uns zu feiern. Es war ein sehr schöner Abend. Wir aßen, sangen und tanzten zusammen. Unser deutsches Essen war für den kenianischen Gaumen wohl sehr ungewohnt, dennoch waren alle recht offen zumindest ein bisschen was zu probieren. Nach dem Essen und dem Kochen, der für die Meisten das Highlight war, wurde jeder dazu aufgefordert ein paar Sätze zu sagen. Sehr schnell wurde es sehr emotional und es fiel uns sehr schwer all unsere neu gewonnen Freunde, die sich fast schon nach einer großen Familie anfühlten, wieder verlassen zu müssen.
Am nächsten Morgen wurden wir von Benard und Chris zum Flughafen gebracht, wo wir uns nochmals schweren Herzens verabschiedeten. Unsere Reise sollte hier aber noch nicht ganz vorbei sein. In Nairobi nahmen wir einen kleinen Flieger, der uns nach Diani Beach brachte. Dort erwartete uns noch eine Woche Erholung der paradiesischen Küste von Kenia. Das Klima dort war deutlich wärmer und feuchter als in Mukumu sodass wir uns erst einmal akklimatisieren mussten. Mit dem traumhaft weißen Sandstrand und dem Badewannen- warmen Meer war das aber bald geschehen. Auch hier erfuhren wir die sehr offene und gastfreundliche Art der Kenianer. Mithilfe der Tipps unserer Gastgeberin verbrachten wir eine tolle Zeit mit Schnorchelausflügen, gutem Essen und weiteren schönen Eindrücken.


Wenn man es noch nicht erahnen konnte, wollen wir zum Abschluss noch einmal betonen, was für eine unglaubliche Erfahrung der Auslandseinsatz in Kenia mit Dentists for Africa. Nicht nur fachlich, sondern besonders auch auf menschlicher Seite haben wir viel dazugelernt und sind an allen Herausforderungen und schönen Erlebnissen gewachsen. Kenia ist ein ganz besonderes Land mit einzigartigen Menschen, welches immer einen Besuch wert ist. Jedem lesenden können wir nur ans Herz legen einen Einsatz mit Dentists for Africa zu planen und sich von den unvergesslichen Erlebnissen und der Lebensfreunde der Kenianer mitreißen zu lassen.
Kenia, wir sehen uns bald wieder!

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