Malawi - 2019

Jahr:
2019
Land:
Malawi
Universität:
Würzburg

Das Wichtigste auf einen Blick - Infos zu Malawi

1. In welchem Land hast Du famuliert? Name und Kontaktdaten der Organisation?

In Namitete, Malawi

via Planet Action e.V.

Nina Sickenberger: nina@planet-action.de

2. Wie lange haben Deine Vorbereitungen in Anspruch genommen? Was musstest du vorher alles organisieren?

etwa ein Jahr, Gelbfieber Impfung, Malarone (wir hatten aber bereits einige Impfungen von vorherigen Reisen, deswegen unbedingt nochmal selber nachfragen) Auslandskranken-, Auslandsberufshaftpflichtversicherung, Transfer und Unterkunft wurde vom Krankenhaus organisiert

3. Wird ein Visum benötigt? Wenn ja, wie teuer?

Ja, 75 US Dollar. Kann man einfach bei der Einreise erhalten, man muss sich also nicht schon in Deutschland darum kümmern

4. Probleme mit Spenden und dem Zoll/der Fluggesellschaft? Tipps?

Nein, Ethiopian Airlines beinhaltet 2 kostenlose Gepäckstücke

5. Welche Sprache(n) sind ein Muss? Gab es Übersetzer vor Ort?

Englisch & Übersetzer war vor Ort

6. Was waren Deine Aufgaben in dem Projekt? Welche Behandlungsstationen hast Du durchlaufen?

Hauptsächlich Zähne ziehen und anästhesieren, gelegentlich konnten wir auch einige Füllungen legen. Dabei waren wir immer gut betreut und konnten bei Komplikationen um Hilfe bitten. Der Behandlungsraum bestand aus einfachen Liegen und einer mobilen Einheit, gearbeitet wurde hauptsächlich mit Hebel und Zange.

7. Wie viel Geld hast Du für welche Dinge ausgegeben (kurze Kostenübersicht)?

etwa 775€ für den Hin- und Rückflug und 500€ in den 4 Wochen vor Ort. Wir sind aber auch 'nur' dreimal übers Wochenende an den See gefahren, wenn man also eine Safari oder   größere Touren plant, muss man mit mehr Kosten rechnen. Außerdem mussten wir uns nur um die Verpflegung kümmern, die Unterkunft wurde vom Krankenhaus gestellt und hat uns nichts gekostet.

8. Generelle Tipps für zukünftige Bewerber? Was hättest du vor Deiner Reise besser gewusst?

Rechtzeitig anfangen zu suchen, eine gut strukturierte Organisation wählen und dann nichts wie los!

Von: Sonja Südbeck, Carla Wolf (Uni Würzburg)
Organisation: Planet Action e.V.
Zeitraum: 09.03.19 - 07.04.19

Schon in den ersten Wochen des siebten Semesters, beschlossen wir – inspiriert von unseren Boxpartnerinnen aus dem 10. Semester, die eine Famulatur in Tansania absolviert hatten – das Abenteuer einer Auslandsfamulatur ebenfalls zu wagen und so kamen wir nach etwas Recherche in Kontakt mit Planet Action e.V. Nach einem kurzen Telefonat im April 2018 mit Nina Sickenberger, der Vorsitzenden des Vereins, war uns klar: Wir fliegen nach Malawi, ein kleines Land südlich Tansanias. Durch die wunderbare Betreuung des Vereins kamen wir schnell in Kontakt mit dem restlichen Team: Neben den beiden ZFAs Julia und Nina würden uns noch die drei Zahnärzte Inga, Ulrich und Hans mit seiner Frau Angie begleiten. Schon nach dem ersten Skypedate waren die Aufgaben verteilt und das ganze Team Feuer und Flamme für den Einsatz im März 2019. Danach ging es los Spenden zu akquirieren, Impfungen aufzufrischen, Versicherungen abzuschließen und den Reisekostenzuschuss des DAAD zu beantragen. Hierbei wurden wir bestens von Planet Action und dessen sehr gut strukturiertem Einsatzhandbuch unterstützt.

Nach etwa einjähriger Planung ging es für uns am 20.02.2019 endlich auf nach Afrika. Mit Ethiopian Airlines flogen wir mit Rucksack und Sachspendenkoffer nach Lilongwe, der Hauptstadt Malawis. Dort wurden die mitgebrachten Materialien von einem Mitarbeiter des St. Gabriel’s Krankenhauses abgeholt und wir reisten weiter nach Tansania. Nach zwei wunderschönen Wochen Urlaub in Malawis nördlichem Nachbarland, flogen wir zurück nach Lilongwe und trafen dort am Flughafen das restliche Team. Zusammen ging es für uns in das etwa eine Stunde westlich gelegene Dorf Namitete zum St. Gabriel’s Hospital. Das Dorf ist recht klein und sehr christlich, durch das Krankenhaus sind die Einheimischen zwar an Weiße gewöhnt, wir hielten es jedoch trotzdem für respektvoller, uns angemessen zu kleiden. Dies war allerdings bei den meist angenehmen 25-30 Grad kein Problem.

Untergebracht waren wir in einem der Schwesternheime direkt am Krankenhaus, das in den nächsten vier Wochen zu unserem Zuhause wurde. Den Tag begannen wir meistens mit einer gemeinsamen Runde Frühsport, in der Mittagspause wurde auf der Terasse gelesen oder die Sonnenstunden genossen und am Abend haben wir zusammen gekocht. Zu Beginn teilten wir das Haus mit einem deutschen Ärztepaar, von denen wir spannende Geschichten aus der Chirurgie und Gynäkologie erzählt bekamen. Zum Beispiel die Tatsache, dass jeder zu operierende Patient einen Bekannten oder Verwandten mit gleicher Blutgruppe mitbringen muss, um eine Bluttransfusion gewährleisten zu können. Da natürlich niemand vorher weiß, ob die Blutgruppen übereinstimmen beziehungsweise das nicht vorher organisiert wird, kommt jeder Patient mit mindestens zwei bis drei Angehörigen, die sich dann tagelang auf dem Krankenhausgelände aufhalten und dabei unter anderem die Verpflegung des Patienten übernehmen müssen. Falls kein passender Spender dabei ist, gehen alle wieder nach Hause.

Am ersten Tag nutzen wir die Zeit, während die Ärzte ihre Arbeitsgenehmigung beim Medical Council in Lilongwe beantragten, um unseren Behandlungsraum zu putzen und mit vier einfachen Liegen, einer mobilen Einheit und unserer neu erstandenen Absauganlage einzurichten. Nun konnten wir mit den Behandlungen beginnen und die Patienten erschienen sehr zahlreich. Dank der großartigen Krankenhausmitarbeiter James, Amy und Priscilla lief auch die Kommunikation einwandfrei und wir kamen mit unseren spärlichen Chichewa-Kentnissen, die aus den drei Worten „Dzanzi“, „Tsekulani“ und „Tseka“ („taub“, „öffnen“ und „schließen“) bestanden, gut durch den Arbeitstag. Da es in Malawi keine Krankenversicherung und wenig Bewusstsein für Mundhygiene gibt, waren die Zähne der meisten Einheimischen stark kariös zerstört und mussten überwiegend extrahiert werden. So lernten wir in den vier Wochen hauptsächlich, mit Hebel und Zange umzugehen und wurden deutlich routinierter im Anästhesieren.

Nach zunächst sehr arbeitsreichen Tagen, kam es schließlich bei einem Patienten aufgrund unserer begrenzten technischen Gegebenheiten und des fehlenden Röntgengeräts vor Ort zu einer erschwerten Extraktion und wir fuhren mit ihm ins Central Hospital nach Lilongwe. Dort missbilligte man leider unsere Arbeit und hinterfragte die Zulassung unserer Ärzte beim Medical Council. So gerieten wir in die Welt der malawischen Bürokratie und Behördenschikane und mussten unsere „Praxis“ erst einmal schließen. Nach einigem Hin und Her und viel Warterei, konnten wir die Situation zum Glück entschärfen und einigten uns mit dem Medical Council darauf, dass wir die Arbeit wieder aufnehmen durften, nachdem unsere Ärzte ein zweitägiges „Praktikum“ im Central Hospital absolviert hatten. Dieses als „Orientierung“ gedachte Praktikum, das anscheinend von jedem ausländischen Arzt absolviert werden muss, bevor er selber in Malawi praktizieren darf, offenbarte die schockierenden Zustände im Central Hospital: Neben katastrophaler Ausstattung (kaputte, verrostete oder abgebrochene Hebel und Zangen) und mangelnden Hygienezuständen (es fehlten sogar Seife und Desinfektionsmittel) überraschten besonders die geringe Patientenzahl und gelassene Arbeitshaltung – erschreckend bei einem Verhältnis von einem Zahnarzt zu 450.000 Einwohnern. Nachdem diese bürokratische Hürde genommen war, konnten wir nun endlich weiterarbeiten und hatten am Ende der vier Wochen trotz der mehrtägigen Pause knapp 700 Patienten behandelt.

Neben der Arbeit im Krankenhaus fuhren wir dreimal mit Koffern voller Zahnbürsten und –pasten in örtliche Schulen, um dort Aufklärungsarbeit zu leisten und das Zähneputzen zu üben. Auch hier war die Armut des Landes deutlich zu sehen: Die Kleidung der Kinder war zerrissen, es gab weder Stühle noch Tische in den Klassenzimmern und bei einer Klasse von um die 150 Schülern besaßen nur etwa 5 bis 10 davon eine Zahnbürste. Sie benutzen stattdessen den Finger oder kleine Hölzer – ohne Zahnpasta.

Fern von Behandlungs- oder Behördenstress verbrachten wir die Wochenenden meist mit dem ganzen Team am See und konnten die Seele baumeln lassen. Egal ob im nördlichen Nkhata Bay oder im südlicheren Cape Maclear, zeigte sich das Land zu dieser Zeit (Ende der Regenzeit) von seiner schönsten und grünsten Seite. Wir genossen bei herrlichem Wetter Schnorchelausflüge, Bootstouren und leckeres Essen oder beobachteten das afrikanische Treiben am See. Als Highlight feierten wir Inga’s Geburtstag am letzten Wochenende alle gemeinsam mit ausgezeichnetem Kuchen und dem ein oder anderen Gläschen Wein.

Insgesamt blicken wir nun – besonders dank unseres wunderbaren Teams - auf vier unglaublich lehrreiche, spannende und schöne Wochen in Malawi zurück, bei denen wir nicht nur auf zahnärztlicher Ebene viel lernen konnten, sondern auch viele Einblicke in die afrikanische Mentalität bekamen.

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