Uganda - 2020

Jahr:
2020
Land:
Uganda
Universität:
Mehrere

Das Wichtigste auf einen Blick - Infos zu Uganda

1. In welchem Land hast Du famuliert? Name und Kontaktdaten der Organisation?

Dental Volunteers e. V. - Frau Dr. Agnes Wagner
info@dental-volunteers.com

2. Wie lange haben Deine Vorbereitungen in Anspruch genommen?

Ein Jahr zur Organisation von Impfungen (Gelbfieber, HEP A/B, Tollwut, Typhus) & Malariaschutz, Flug und Spenden in Form von Verbrauchsmaterial.

3. Wird ein Visum benötigt? Wenn ja, wie teuer?

Ja, für sechs Wochen. Kosten 50 U$.

4. Probleme mit Spenden und dem Zoll/der Fluggesellschaft? Tipps?

Emirates ermöglicht kein Spendengepäck, daher evtl. eine alternative Fluggesellschaft in Zukunft aufsuchen!

5. Welche Sprache(n) sind ein Muss? Gab es Übersetzer vor Ort?

Englisch! In Uganda werden fast 20 verschiedene Sprachen gesprochen, daher waren die Famulanten immer auf Einheimische angewiesen.

6. Was waren deine Aufgaben in dem Projekt?

Prophylaxe & Mundhygieneschulungen. Füllungs- & Extraktionstherapie. Improvisierte Behandlungsräume mit Tischen und Stühlen. Mobile akkubetriebene Motoren.

7. Wie viel Geld hast Du für welche Dinge ausgegeben (kurze Kostenübersicht)?

Flug: ca. 700 Euro
Unterkunft: ca. 300 Euro
Fahrten: ca. 100 Euro
Reiseapotheke: ca. 50 Euro (Mückenschutz)
Impfungen/Malariaprophylaxe: ca. 400 Euro (teilweise von Krankenkasse übernommen)

8. Generelle Tipps für zukünftige Bewerber?

- Fluggesellschaft nach Spendengepäck auswählen
- unbedingt an akkubetriebene Kopflampen denken

Von: Sarah Boyen (Zahnärztin, Regensburg), Gesine Lohse, Josephine Winkler (Universität Würzburg), Hannah Bender und Alina Brück (Universität Mainz)
Organisation: Dental Volunteers e.V.
Zeitraum: 11.02.2020 - 14.03.2020

Nachdem wir eine Informationsveranstaltung des ZAD an unserer Universität im Sommer 2019 besucht hatten, fassten wir den Entschluss, dass auch wir gerne noch vor Beendigung des Studiums eine Auslandsfamulatur machen wollen. Dafür blieben also die Ferien nach dem 9. Semester im Winter 2020.Der Zeitpunkt erschien uns optimal – während hier in Deutschland ungemütliche Temperaturen herrschen, erleben wir schon etwas Sommer in einem anderen Land.
Nach kurzer Recherche wurde uns klar, dass eine Auslandsfamulatur heutzutage aufgrund der großen Nachfrage idealerweise mindestens ein Jahr im Voraus organisiert werden sollte. Trotzdem hielten wir an unserem Wunsch fest und schrieben im Oktober 2019, also vier Monate vor unserer Famulatur, mehrere E-Mails an verschiedene Organisationen und boten unsere Hilfe für den Zeitraum Februar/März 2020 an. Ein großer Vorteil für uns war, dass wir Sarah, frisch approbierte Zahnärztin mit Famulaturerfahrung auf Madagaskar, schon bei der Suche nach einem Einsatz im Team hatten.

Gleich zwei Tage später telefonierten wir dann mit Dr. Agnes Wagner von "Dental Volunteers e.V. ", die uns fragte, wo wir denn am liebsten für einen Einsatz hinreisen wollen würden.  Wir schlugen Ostafrika vor und einigten uns dem Bedarf entsprechend auf Uganda, da der im Jahr zuvor geplante Einsatz ausgefallen war. Frau Dr. Wagner schrieb direkt mehrere Kontaktpersonen vor Ort an und bekam überall Rückmeldung, dass Bedarf für ein zahnärztliches Team besteht und sie sich über unseren Besuch freuen würden. Somit war klar, dass mindestens zwei Projekte stattfinden werden, welche die geplanten vier bis fünf Wochen Famulatur füllen würden und unser Auslandsaufenthalt somit gesichert wäre.
Noch im Oktober buchten wir unsere Flüge von München über Brüssel nach Entebbe und zurück für den Zeitraum 10.02.-14.03.2020, insgesamt also fünf Wochen. Preislich lohnte es sich durchaus, die Flüge so weit im Voraus zu buchen. Als nächstes stand der Gang zum Tropenmediziner für entsprechende Reiseberatung, Impfungen, Malariaprophylaxe etc. an und mit erfolgter Gelbfieberimpfung konnten wir dann online ein Visum beantragen. Das Visum erhielten wir gleich nach drei bis fünf Werktagen, man hätte es also auch problemlos kurzfristiger beantragen können.

Anfang des Jahres 2020, nachdem klar war, was das letzte Team 2018 an Instrumenten und Materialien zurückgelassen hatte und was wir unbedingt nach Uganda mitnehmen müssen, kümmerten wir uns um Spenden. Fast alle Art von Verbrauchsmaterialien und zusätzlich auch wieder reparierte Motoren, Winkelstücke und ein paar Instrumente mussten von uns mitgebracht werden. Über die große Spendenmotivation trotz immer steigender Anzahl an zahnmedizinischen Auslandsfamulaturen waren wir sehr überrascht. So hatten wir innerhalb kürzester Zeit sehr viel Spendenmaterial beisammen.
Während wir also alle damit beschäftigt waren, das Semester zu Ende zu bringen bzw. das Examen abzulegen rückte unsere Reise unbemerkt immer näher. Direkt zwei Tage nach Semesterende ging es auf zum Flughafen – dank genügend Kommunikation im Voraus haben wir zu fünft an alles Wichtige gedacht.

Aufgrund von Flugverspätungen bedingt durch die deutschen Wetterverhältnisse kamen wir nachts um 4.00h in Entebbe an. In Uganda sagt man wohl eher morgens um 4.00h, denn um diese Uhrzeit machten sich nämlich schon einige Kinder auf den Weg die Straßen entlang zur Schule. Unsere Kontaktperson Micheal vom Rainbow House of Hope in Kampala holte uns vom Flughafen ab und brachte uns in ein Hotel in der Hauptstadt, in dem wir uns dann ein paar Stunden ausruhen konnten.
Nachdem wir unser Equipment, das im Rainbow House untergebracht war, überprüft und sortiert hatten, ging es mittags gleich weiter in Richtung Tororo, eine Rund 200 Kilometer weiter östlich gelegene Stadt, in deren Nähe unser erstes Projekt stattfinden sollte. Wir rechneten großzügig mit rund 4-5 Stunden Fahrt… nicht im Klaren waren wir uns aber über die 3 Stunden Zeitaufwand, die es dauerte, um überhaupt durch die überfüllten Straßen Kampalas aus der Stadt herauszukommen.

So kamen wir erst nach Einbruch der Dunkelheit bei unserer Kontaktperson Beatrice im Amor Village an, einem ländlich gelegenen Dorf ca. 30 Minuten von Tororo entfernt. Umso positiver waren unsere Eindrücke nach ausreichend Schlaf, als wir auf einem wunderschönen Gelände in bunten Guest Houses zwischen Avocadobäumen und Bananenstauden am nächsten Morgen aufwachten.

Nach einem reichhaltigen Frühstück richteten wir unseren Behandlungsraum in der "Portland Nursery, Primary und High School" ein, die sich mit auf dem Gelände des Amor Village befindet. Da es eine private Schule ist, werden alle Schüler hier durch Patenschaften über die von Beatrice gegründete Organisation "PCE Foundation" gefördert.
Beatrice hatte sich auf unser Erscheinen gut vorbereitet und in der Umgebung Bescheid gegeben, sodass wir im Anschluss an das Unterrichten in Prophylaxe und Mundhygieneinstruktionen in allen Schulklassen nachmittags direkt mit der Behandlung einiger Erwachsener loslegen konnten. Am Abend wurden wir dann vom ganzen Dorf mit Tanz und Musik offiziell willkommen geheißen, was uns zeigte, mit wie viel Herzlichkeit und Gastfreundlichkeit sich die dort lebenden Menschen für unsere freiwillige Arbeit und unser Interesse an ihnen bedankten und sich darüber freuten. Von da an war uns klar, dass es absolut die richtige Entscheidung war, unsere Semesterferien hier zu verbringen.

Auch den Dorfbewohnern beantworteten wir im Anschluss viele Fragen und gaben Mundhygieneinstruktionen. Durch die offenen Fragen wurde uns erst bewusst, dass sich hier niemand eine Zahnbürste leisten kann und es üblich ist, die Zähne mit einem Stock und Sand, Asche oder Seife zu putzen. Am Ende des Tages hatten wir wohl mehr dazugelernt als sie.

Im Amor Village behandelten wir zwei Wochen mit einem Tag Pause, an dem wir einen Ausflug zu den Sipi Falls, Wasserfällen in einem nahegelegenen Nationalpark, machten.

Unser Schwerpunkt im Amor Village lag auf der Behandlung Erwachsener. Wir hatten zwar deutlich mehr Schülerinnen und Schüler auf den Behandlungstischen liegen, hier war jedoch sichtbar von Einsatzteams in vorherigen Jahren gute Aufklärungsarbeit geleistet worden, sodass bei ihnen wenig Behandlungsbedarf bestand. Bei umso mehr Erwachsenen waren hingegen komplette Zahnsanierungen nötig und man lernte schon in den ersten zwei Tagen beim Extrahieren und Legen von Füllungen merklich hinzu.

Nach Feierabend erkundeten wir oft die Gegend mit Martha, die uns täglich beim Übersetzen und Organisieren der Patienten half, und uns viel in der Umgebung zeigte und erzählte. Auch die Schülerinnen und Schüler, die die Schulen als Boarding School (Internat) besuchten, also auch mit auf dem Gelände wohnten, waren sehr aufgeschlossen und führten uns herum oder brachten uns bei, wie man in Uganda tanzt.
Nach eindrucksvollen zwei Wochen im Amor Village mussten wir mit einem lachenden und einem weinenden Auge nach einer großen Abschiedsfeier mit allen vor Ort wohnenden Schülerinnen und Schülern zu unserem nächsten Projekt aufbrechen.Es ging nach Soroti, ein kleinerer Ort weiter im Norden des Landes.

In Soroti wurden wir von Truus empfangen, einer niederländischen, unglaublich toughen Krankenschwester im Ruhestand, die seit 10 Jahren in Uganda lebt, um humanitäre Hilfe zu leisten. In Soroti teilten wir uns für die nächsten 14 Tage in zwei Teams auf. Während zwei von uns in Amecet, einem von einer Niederländerin gegründeten Kinderheim, unterkamen und Patienten aus der Stadt behandelten, ging es für drei von uns mit Truus in ihrem Geländewagen weiter nach Ococia.

Nachdem wir die asphaltierte Straße verlassen hatten, fuhren wir noch eine weitere Stunde durch Schlaglöcher, Sumpflandschaften und Felder, bis das Schild "St. Clare Orungo Health Centre Ococia" vor uns erschien und Truus uns mit einem „Welcome to the bush“ wissen ließ, dass wir unser Ziel erreicht hatten.

Auch in Ococia hatte man sich gut auf uns vorbereitet – so stand uns ein großer, gefliester Behandlungsraum mit drei verstellbaren und somit durchaus rückenfreundlichen Liegen zur Verfügung. Aber vor allem half uns dort Geoffrey, ein Angestellter des Gesundheitszentrums, rund um die Uhr mit Übersetzen, Patientenorganisation (u.a. wurde bei jedem Patienten vor der Behandlung ein HIV-Schnelltest gemacht) und der Sterilisation unserer Instrumente und mit seinem guten Humor stand er uns in jeder noch so stressigen Situation zur Seite.
Auch übernahm er die unangenehme Aufgabe, einige Patientinnen und Patienten am späten Nachmittag nach Hause zu schicken und sie zu bitten am nächsten Morgen wiederzukommen, wenn mal wieder mehr als der ganze Flur voller Wartender war und wir absehbar nicht vor 19 Uhr fertig werden würden.

Währenddessen beschäftigten sich zwei von uns in Soroti mit ganz anderen Ansprüchen als denen der Patienten auf dem Land. Die Nachfrage lag hier vermehrt bei Frontzahnfüllungen, aber auch Zahnersatz und Brillen. Vermehrt merkten wir, dass allein die Dienstkleidung reichte und die Menschen glaubten, dass wir sie von allen Beschwerden befreien könnten. So kamen häufig auch Patienten eine Stunde nach einer umfangreichen Extraktionstherapie zu uns zurück und sagten, sie haben immer noch Schmerzen, obwohl der Zahn jetzt ja entfernt sei.
Auch in Ococia auf dem Land hatten wir vermehrt Situationen, in denen man in Deutschland nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen würde, man in Uganda aber gelassen reagiert. Zum Beispiel reichte es oft nicht nur mit Erklärung und Demonstrationen, die Patienten zu bitten, ihren Speichel und Blut in dafür vorgesehene Becher zu spucken, statt auf den Boden, die Liege oder auf uns.

Nach 14 Tagen Arbeit und einer Menge Erfahrung in den zwei Projekten trafen wir uns dann wieder, um das Land zu erkunden. Mit einem durch Truus sehr gut verhandelten Preis und organisierten Fahrer machten wir uns auf in die National Parks Murchison Falls und Queen Elizabeth. Dort konnten wir die vier in Uganda lebenden der Big Five und viele andere Tiere aus nächster Nähe bestaunen und auch auf den Wegen durch’s Land unglaublich viele Facetten der Natur und Landschaft genießen.

Zurück in der Hauptstadt verstauten wir unser Equipment wieder bei Micheal und besuchten noch ein paar Schulen, in denen wir die Schülerinnen und Schüler in Prophylaxe und Mundhygieneinstruktionen unterrichteten, bevor wir den geplanten Rückflug antraten. Gerade noch rechtzeitig, bevor aufgrund der weltweit vermehrt auftretenden Coronafälle alle Flüge nach Europa gecancelt wurden.

Nach fünf Wochen blicken wir nun zurück auf praktische Erfahrungen, die wir in diesem Umfang im ganzen Studium und voraussichtlich in den nächsten Jahren so nicht erleben werden. Auch wenn 1100 Patienten, 800 Extraktionen und 600 Füllungen im ganzen Land letztendlich nur ein Tropfen auf dem heißen Stein sind, sind wir froh wenigstens ein paar Leuten geholfen haben zu können und freuen uns natürlich über die Menge an Eindrücken, die wir über Land und Leute sammeln konnten. Für uns war es die beste Art unsere letzten Semesterferien zu verbringen!

Zum Schluss ein riesiges Dankeschön an Gerl Dental in Würzburg, Henry Schein Dental in Würzburg und Mainz, Hu-Friedy, Kern Dental, Kulzer, Septodont und VOCO für die Unterstützung unserer Famulatur durch zahlreiche und großzügige Spenden!

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